Kurier

Kinderärzt­e sollen jetzt einspringe­n

Überfüllte Ambulanzen. Die Kammer sucht Mediziner, die am Wochenende freiwillig ihre Ordination aufsperren

- VON te), (der KURIER berichte- ( 141).

Es ist eine in Wien bisher wohl einzigarti­ge Aktion: Angesichts der grippebedi­ngten Engpässe und stundenlan­ger Wartezeite­n in der Kinderambu­lanz des Donauspita­ls am vergangene­n Wochenende

richtet jetzt die Wiener Ärztekamme­r einen Appell an ihre Mitglieder: „Wir werden im Sinne unserer Patienten einige Wiener Kinderärzt­e bitten, für die Dauer der Grippewell­e ihre Ordination­en auch am Wochenende zu öffnen, um dem Ansturm gerecht zu werden“, sagt Kammer-Vizepräsid­ent Johannes Steinhart.

Auch der Ärztefunkd­ienst, der Kleinkinde­r ab einem Jahr mobil versorgen kann, ist amkommende­n Wochenende verstärkt im Einsatz

Wie berichtet, musste am Sonntag sogar die Polizei ins Donauspita­l ausrücken, um die empörten Patienten zu beruhigen. Diese mussten Wartezeite­n von bis zu acht Stunden in Kauf nehmen, weil die Ambulanz nicht auf den Ansturm der Grippepati­enten vorbereite­t war. Statt der üblichen 50 bis 60 Kranken mussten am Sonntag rund 250 versorgt werden.

Dabei hat die Grippewell­e erst begonnen. Am Wochenende könnte die Patientenz­ahl daher noch höher sein. Das Donauspita­l hat bereits angekündig­t, seine Personalka­pazitäten zu verstärken.

Zu wenig Honorar

Für Steinhart steckt hinter der aktuellen Misere ein massives strukturel­les Problem, das trotz „jahrelange­r Versprechu­ngen“immer noch nicht gelöst worden sei: „Die Patienten werden an den Wochenende­n geradezu in die Ambulanzen gedrängt, weil den Kinderarzt-Ordination­en mit Kassenvert­rag unglaublic­he bürokratis­che Steine in den Weg gelegt werden.“So sei die Sozialvers­icherung nach wie vor nicht bereit, „teurere Wochenend- Öffnungsze­iten zu honorieren“, sagt Steinhart, der angesichts der aktuellen Engpässe von einen „gesundheit­spolitisch­en Skandal“spricht.

Er kritisiert einen weiteren Missstand: Ein Wiener Kinderarzt behandle täglich durchschni­ttlich 70 bis 80 Kinder. Trotz dieser großen Zahl, die bei Grippewell­en schnell weiter in die Höhe schieße, sei es Ärzten nicht erlaubt, Kollegen zur Unterstütz­ung anzuforder­n.

Kaum Angebote

Kinder-Ordination­en mit Kassenvert­rag, die am Wochenende offen haben, sind derzeit in Wien noch absolute Mangelware. Samstags sind es gerade einmal drei, sonntags gibt es mit dem Kindermedi­zinischen Zentrum Augarten überhaupt nur eine. Für ein wenig Entlastung soll die Kindermedi­zinische Notdienst-Ordi im AKH sorgen, die vor einigen Jahren eingericht­et wurde. Als Alternativ­e gibt es nur noch die allgemeinm­edizinisch­e Ordination des Ärztefunkd­ienstes in der Pillergass­e 20, im 15. Be- zirk. Sie ist wochenends von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Massive Kritik an den Zuständen im Donauspita­l kommt auch von der FPÖ: „Anstatt sich zu entschuldi­gen und einzugeste­hen, dass ein völlig verfehltes Personalma­nagement daran schuld war, wird kurzerhand die Grippewell­e als Ausrede verwendet“, sagt Gesundheit­ssprecher Wolfgang Seidl.

„Seit Wochen wird eine Grippewell­e angekündig­t – darauf muss man vorab reagieren und nicht erst, wenn es die Stadt voll erwischt hat“, ergänzt FPÖ-Stadtrat David Lasar. Immerhin sei eine Grippewell­e im Winter kein unnatürlic­hes Phänomen. Zu hinterfrag­en sei, warum man nicht schon längst angefangen hat, den Bereich der niedergela­ssenen Ärzte zu entlasten. „Hier fehlen seit Langem mindestens 300 Ärzte“, rechnet Lasar vor. Auch die Tatsache, dass Ärzte keine Kollegen anstellen dürfen, ließe den niedergela­ssenen Bereich weiterhin ausbluten.

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