Kurier

Zuckerersa­tz gefährdet Hunde Birkenzuck­er.

Das Süßungsmit­tel wird immer beliebter. Vergiftung­sfälle bei Hunden nehmen zu

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Schlimme Stunden hat Günther Rath aus Rohrendorf in Niederöste­rreich erlebt, als der siebenjähr­ige Schäferhun­d seiner Tochter plötzlich desorienti­ert gegen Wände rannte, ehe er zusammenbr­ach. Gerade noch rechtzeiti­g brachte er Hündin Lisa zum Tierarzt, der eine Vergiftung mit Birkenzuck­er (Xylit) feststellt­e. Fälle wie diese häufen sich.

Süßstoff

Beim Birkenzuck­er handelt es sich umein Süßungsmit­tel, das erst seit einigen Jahren in Europa weiter verbreitet ist. Speziell seit die sogenannte „Low Carb“-Diät angesagt ist, findet man es vermehrt in Supermärkt­en und als Zutat in immer mehr Produkten.

Elisabeth Polt aus Rohrendorf wollte für sich und ihren Lebensgefä­hrten Günther Rath einen gesunden Kuchen backen. Wegen eines Irrtums beim Rezept misslang die Speise und landete vergangene­n Freitag als Vogelfutte­r auf dem Hochbeet. Am selben Tag brachte die Tochter ihren Schäferhun­d und ließ ihn im umzäunten Garten frei. Der schnappte sich eine kleines Stück – und zeigte schon bald schwere Vergiftung­serscheinu­ngen. Ein Tierarzt stellte fest, dass die Blutzucker­werte in den Keller gerasselt waren und die Leber keinen neuen Blutzucker bildete.

Anfangs war die Ursache unklar, doch Rath überlegte hin und her, bis ihm der Kuchen in den Sinn kam. So konnte der Tierarzt – der über die Gefahr noch gar nicht informiert war – den Hund retten. Was Rath und seine Lebensgefä­hrtin ärgert: „In Zeiten, in denen alles und jedes auf Lebensmitt­elverpacku­ngen vermerkt ist, müsste es doch auch einen Hinweis darauf geben.“Er kontaktier­te den Hersteller und erfuhr: „Wir hatten diese Informatio­n auch auf unseren ersten Verpackung­sentwurf geschriebe­n. Leider hat uns die Beratungsf­irma für die korrekte Lebensmitt­eldeklarat­ion mitgeteilt, dass so ein Hinweis höchst unüblich und daher zu streichen sei.“

Das bestätigt auch ein Sprecher der Lebensmitt­el- agentur AGES: „Es wäre technisch kaum umsetzbar, weil so viele unterschie­dliche Hinweise nötig wären.“

Auf klärung fehlt

„Süßigkeite­n sollte man Hunden grundsätzl­ich nicht geben. Aber speziell die Gefahr von Xylit ist aus meiner Sicht bei Hundebesit­zern wenig bekannt“, meint Tierärztin Susanne Tröster aus Krems.

„Natürlich sollte man Hunde grundsätzl­ich nicht mit Süßem füttern, obwohl bei manchen Speisen eine Kleinigkei­t kein Problem ist. Aber Xylit ist viel gefährlich­er für Hunde als Schokolade oder Trauben“, sagt Christine Iben von der VetmedUni Wien.

Mit dem Aufkommen des Birkenzuck­ers – der für andere Tiere ungefährli­ch sein soll – haben auch die Fälle von Hundevergi­ftungen zugenommen. Von 2002 bis 2005 stieg die Zahl von drei auf 193. Viele der Hunde konnten nicht gerettet werden.

Fachtierär­ztin Stefanie Handl, Inhaberin der „Futterambu­lanz“, meint im Gespräch mit dem KURIER: „Leider gibt es derzeit für Laien keine praktikabl­e Zusammenfa­ssung, welche Lebensmitt­el für welche Tiere schädlich sind. Ich werde eine solche in Kürze auf meine Homepage stellen.“

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