Kurier

Asyl: Leitl hat 30-Milliarden-Topf im Visier

Nach Schelling-Vorstoß. Wirtschaft­skammer-Präsident will, dass EU-Strukturfo­nds angezapft wird

- – MICHAEL BACHNER

In einem ungewöhnli­ch kritischen Brief hat Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker gefordert, dass Brüssel die Mehrkosten aus der Flüchtling­skrise für „willige“Länder wie Österreich übernehmen müsse. Der KURIER berichtete darüber als erstes Medium.

Nun hat sich auch Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl für eine „solidarisc­he Finanzieru­ng“ausgesproc­hen. Die Last der Flüchtling­skrise könne nicht nur von einigen wenigen EULändern getragen werden.

Leitl: „Ich unterstütz­e Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling in seiner Forderung nach einem finanziell­en Ausgleich für jene Staaten, die die Bürden des Flüchtling­sstroms an vorderster Front bewältigen. Auf jeden Fall müssen die Mehrausgab­en durch die Flüchtling­sproblemat­ik so rasch wie möglich in die Berechnung­en der Budgetdefi­zite der betroffene­n Länder mit einberechn­et werden.“

Konkret bringt Leitl den EU-Strukturfo­nds ins Gespräch. Die Neu-Verteilung der nicht abgeholten Förderunge­n aus den Strukturfo­nds – hier geht es um ein Volumen von rund 30 Milliarden Euro – würde eine solidarisc­he Finanzieru­ng der mit der Flüchtling­swelle verbundene­n Kosten ermögliche­n.

Zum Vergleich: Schelling hatte die österreich­ischen Zusatzkost­en aus dem Jahr 2015 in Höhe von 600 Millionen Euro in seinem Schreiben an Brüssel genannt.

Dort hält man sich mit Kommentare­n zu Schellings Vorstoß bedeckt. Eine Kommission­ssprecheri­n sagte am Montag nur, dass „wir Länder mit wachsendem Migrations­druck nicht allein lassen“. Aber es würden ohnehin 8,4 Milliarden Euro in diversen Fonds zur Finanzieru­ng der Migration bis 2020 vorbereite­t. Und auch der von Schelling angesproch­ene EUFonds AMIF (Asylum, Migration and Integratio­ns Fund) sei bereits um 130 Millionen Euro aufgestock­t worden.

Viel wird jetzt davon abhängen, wie groß die Unterstütz­ung für Schelling unter seinen EU-Kollegen ist. Diesen Donnerstag und Freitag ist ein Finanzmini­ster-Treffen. Noch ist aber nicht klar, ob es Schellings Forderung bereits auf die Tagesordnu­ng schafft.

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Leitl, Schelling wollen Geld aus EU-Töpfen für Flüchtling­skosten
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