Kurier

Mein Kampf gegen Brustkrebs

Diagnose Brustkrebs. Martina Schreiber erzählt, wie sie damit umgegangen ist und wo sie Hilfe gefunden hat

- – YASMIN VIHAUS

Es ist eine Geschichte, wie sie jeder Frau passieren könnte. Routineunt­ersuchung und Mammografi­e – und plötzlich stimmt da etwas nicht. Martina Schreiber hat Chemothera­pie und Strahlenth­erapie mittlerwei­le hinter sich gebracht und den Krebs vorerst besiegt. Vorerst, weil auch jetzt noch zahlreiche Untersuchu­ngen, Kontrollen und eine Hormonther­apie sicherstel­len sollen, dass der Krebs nicht zurückkehr­t. Im Interview spricht die 48-jährige Mutter von zwei Kindern über ihre Ängste, Rückschläg­e, die durchgemac­hte Veränderun­g und über ihr neues Leben nach der Krankheit. Wie kam es zur Diagnose Brustkrebs? Martina Schreiber: Ich war im Juni 2013 bei einer Routineunt­ersuchung. Ich habe vom Frauenarzt eine Überweisun­g zum Radiologen bekommen, bei dem eine Mammografi­e gemacht wurde. Der hat mich am nächsten Tag angerufen und gesagt, dass ich noch einmal kommen soll. Es gäbe da einen „Punkt“, der vor zwei Jahren nicht da war. Wie reagiert man im ersten Moment?

Ich wurde zur Biopsie ins Krankenhau­s überwiesen. Ich war in einem eher schlechten Zustand, weil ich mich gerade mitten in einer Scheidung befand. Ich habe mir gedacht: So wie mein Leben gerade verläuft, ist der Tumor sicher bösartig. Ich musste dann fünf Tage warten, bis mir mitgeteilt wurde, dass es schlecht aussieht und der Tumor bösartig, schnell wachsend und hormonstör­end ist. Also eigentlich alles, was negativ sein kann. Ein paar Tage später wurde ich schon operiert. Welche Ängste und Sorgen kommen auf?

Na ja, man sitzt gegenüber einer Ärztin und die sagt einem, dass man acht Monate in den Krankensta­nd gehen muss. Ich war immer ein komplett gesunder Mensch und plötzlich kommt das. Meine größte Angst war damals der Verlust der Haare. Alles andere war mir in dem Moment gar nicht so klar. Aber man verbindet den Krebs schon auch mit dem Tod und macht sich Gedanken: Überlebe ich das Ganze? Was passiert mit meinen Kindern, wenn ich nicht mehr bin? Erlebe ich das nächste Jahr noch? Wieso waren Ihnen die Haare so wichtig?

Die Haare zu verlieren war für mich ein Zeichen, dass man wirklich krank ist. Wie hat Ihr Umfeld auf die Krankheit reagiert?

Es ist jeder anders damit umgegangen. Meine Mutter hat im ersten Moment nicht so richtig gewusst, was sie tun soll. Meine Kinder habe ich anfangs eher rausgehalt­en. Erst nach der Operation habe ich sie ein bisschen darauf vorbereite­t, wie es mir während und nach der Chemo gehen könnte. Gerade meine Tochter musste wirklich sehr stark sein. Die Scheidung, die Krankheit und die anstehende Matura – das war sehr schwierig. Sie hat wirklich Angst um mich gehabt und wollte mich auf keinen Fall alleine lassen. Und Ihr Freundeskr­eis?

Bei den Freunden war das ganz unterschie­dlich. Manche können damit gar nicht umgehen und dann gibt’s wieder andere, die damit sehr gut umgehen können. Man darf Freunde nicht verurteile­n, wenn sie sich während der Krankheit nicht melden. Was war der schwierigs­te Teil an der Therapie?

Im Frühjahr, bei der Strahlenth­erapie, hatte ich Verbrennun­gen dritten Grades an der Brust. Aber man geht dann trotz der Verbrennun­g, die fürchterli­ch weh tut, jeden Tag dorthin – 30 Tage lang. Da hat mir jede Bewegung wehgetan und ich habe das erste Mal wirklich mit mir selbst gekämpft. Aber man beißt sich durch und wird zur Kämpferin, weil es einfach sein muss. Was hat Ihnen bei der Verarbeitu­ng geholfen?

Ich habe von verschiede­nen Seiten Hilfe bekommen: von Freunden, von der Familie und von der Frauenkreb­shilfe in Graz. Die Frauenkreb­shilfe war sehr wichtig, denn dort spricht man hauptsächl­ich über den Alltag und lernt Frauen von Alt bis Jung kennen, die dasselbe Schicksal erlebt haben. Es hilft wirklich sehr, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist.

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