„Nur tote Künstler sind gute Künstler“
Erinnerungen. Markus Spiegel über das Phänomen Falco einst und heute
„Ich wusste schon sehr früh, was ich an ihm habe“, sagt Markus Spiegel im KURIERGespräch. Hans Hölzel vulgo Falco war ein „ganz großer Künstler vor allem durch seine Texte, diesen Mix aus Dadaismus, Anglizismen und Deutsch. Das hat mich sehr an Ernst Jandl erinnert.“
„Helden von heute“(1982) sei schon etwas ganz anderes als „Strada del sole“(1981) von Fendrich. „Dessen Songs waren die Hits des Boulevards“, so Spiegel. „Während Falco lange kein Mensch verstanden hat. Am wenigsten in Österreich. Da hat man ihn in Amerika schneller verstanden.“
Spiegel ist überzeugt, „würde heute beschließen, Falco nicht mehr zu spielen, wären sofort 1,5 bis 2 Prozent Marktanteil der heimischen Quoten weg. Ohne Falco kommen die nicht aus. Was sollen die sonst spielen?“
Zwischen der Privatperson und der Kunstfigur lagen Welten. „Er war ein Künstler und Mensch mit Jekyll-andHyde-Syndrom. Wenn Alkohol und Drogen im Spiel waren, war er ausfällig und aggressiv.“
Falco hat Spiegel gern geneckt, wenn der sagte: Ich weiß nicht, wie du den Abend heute überlebst. „Es war immer knapp am Selbstmord. Da meinte Falco: ,Nur tote Künstler sind gute Künstler.‘ Das war sein Standardspruch.“Er habe zwar stets am Rand des Suizids gelebt, aber nicht Selbstmord began- gen. „Sein Tod 1998 war eine Mischung aus vielen Faktoren.“Drei Tage davor hat Falco auf der Dominikanischen Republik seinem Mentor noch am Telefon sein Album „Verdammt, wir leben noch“vorgespielt, sich über erste positive Reaktionen gefreut und sich Gedanken über sein Image gemacht. Spiegel: „Er wollte nicht der Liebling des Rennbahn-Express sein, sondern der Liebling des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufwärts.“