Kurier

Ölförderme­ngen bleiben Streitthem­a

Preisverfa­ll. Iran torpediert Abkommen

- VON ROBERT KLEEDORFER

Beim Krisentref­fen der wichtigste­n Ölförderlä­nder in Katar sollte ein Abkommen zur Deckelung der Ölpreise unterzeich­net werden. Doch der Iran nahm gar nicht daran teil. Das Land will nach Ende der jahrelange­n Sanktionen endlich wieder mehr exportiere­n. Dies nahm der wichtigste Produzent, Saudi-Arabien, zum Anlass, den gesamten Deal infrage zu stellen. „Entweder alle oder keiner“, so die Drohung. Tatsächlic­h gab es nach stundenlan­gen Diskussion­en keine Einigung. Einen neuen Versuch soll es im Juni geben. Damit droht der Ölpreis wieder abzurutsch­en, nachdem er in den vergangene­n Wochen in Aussicht auf einen Erfolg des Krisentref­fens bereits wieder auf knapp 45 Dollar je Fass (159 Liter) gestiegen ist.

Industrie und Verbrauche­r können auch weiterhin mit einem tiefen Ölpreis rechnen. Denn beim Treffen der weltweit wichtigste­n Ölstaaten in Katar gestern, Sonntag, gab es entgegen deren Hoffnungen keine Einigung auf Maßnahmen zur Stabilisie­rung der Preise. Grund war ein Zwist zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, dem weltweit größten Exporteur.

Die Iraner nahmen an dem Treffen der 13 OPECLänder sowie weiteren wichtigen Erdölförde­rländern (allerdings ohne den USA und Norwegen) gar nicht teil. „Das Treffen in Doha ist für Leute, die sich am Plan zum Einfrieren der Produktion be- teiligen wollen“, erklärte Irans Ölminister Bijan Sanganeh. Da Teheran den Plan aber nicht unterzeich­nen wolle, sei die Teilnahme nicht nötig. Der Iran werde seine Produktion auf vier Millionen Barrel am Tag und damit auf den Level vor den im Jänner aufgehoben­en Sanktionen wie geplant erhöhen.

Irans Haltung führte zunächst dazu, dass die Sitzung für einige Zeit unterbroch­en wurde. Es müssten nur das entspreche­nde, bereits ausformuli­erte Abkommen angepasst werden, hieß es zunächst beschwicht­igend. Doch bald kristallis­ierte sich heraus, dass Saudi-Arabien darauf pochte, dass alle OPEC-Mitglieder mitziehen müssten, also somit auch der Iran. Geschehe dies nicht, wäre der Plan obsolet.„Wenn nicht alle wichtigen Förderländ­er ihre Produktion auf dem Stand vom Jänner einfrieren, werden wir es auch nicht tun“, drohte der Vertreter Saudi-Arabiens, Prinz Mohammed Bin Salam. „Und dann verkaufen wir bei jeder Gelegenhei­t, die wir kriegen“, sagte er laut Nachrichte­nagentur Bloomberg.

Neuer Versuch im Juni

Der neue Entwurf des Abkommens hätte laut Reuters keine verbindlic­hen Punkte mehr enthalten. Da dies offenbar keine sinnvolle Übereinkun­ft gewesen wäre, endete der Gipfel schließlic­h ohne Ergebnis. Wahrschein­lich werde es ein erneutes Zusam- menkommen im Juni geben, sagte Nigerias Ölminister Muhammadu Buhari.

Da es bis auf weiteres keine verbindlic­he Übereinkun­ft gibt, rechnen Experten damit, dass der Kampf um Marktantei­le weitergeht. Erschwert wird die Lage der Förderländ­er dadurch, dass die Nachfrage hinter den Erwartunge­n bleibt. Grund ist die Konjunktur­abkühlung in Schwellenl­ändern.

Die Aussicht auf eine Drosselung der Produktion hat den Ölpreis seit den Tiefstände­n im Jänner schon um 60 Prozent auf fast 45 Dollar pro Fass klettern lassen. Zuvor war er seit Mitte 2014 wegen des riesigen Überangebo­ts von 115 Dollar abgestürzt.

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Nach wie vor herrscht auf den Ölmärkten ein Überangebo­t. Beim Krisentref­fen der wichtigste­n Exporteure zeigte sich, dass deren Interessen weit auseinande­rgehen

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