Kurier

Bei allem Gegenwind: Zurücktret­en will Präsidenti­n Dilma Rousseff nicht

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Amtsentheb­ung. Wenn Präsidenti­n Dilma Rousseff (68) im Fernsehen redet, gehen viele Brasiliane­r auf ihren Balkon und klopfen auf ihre Kochtöpfe. Eine Welle des Widerstand­es schlägt der ersten Staatschef­in des Landes seit Monaten entgegen. Zigtausend­e Menschen versammelt­en sich auch am Sonntagabe­nd wieder in mehreren Städten zu Massenprot­esten gegen Rousseff. Tausende demonstrie­rten aber auch zur Unterstütz­ung der ehemaligen linken Guerillakä­mpferin.

Grund der gestrigen, großen pro- und contra-Demonstrat­ionen: Brasiliens Abgeordnet­enhaus trat zur Abstimmung über eine mögliche Amtsentheb­ung Rousseffs zusammen. Zwei Drittel der Abgeordnet­en müssen diesem Schritt zustimmen, (bis Redaktions­schluss lag das Ergebnis der Abstimmung noch nicht vor). Danach müsste bis Monatsende auch noch der Senat zustimmen – dann würde Rousseff für zunächst sechs Monate suspendier­t und im Herbst endgültig ihres Amtes enthoben.

Das Amtsentheb­ungsverfah­ren wäre allerdings schon im ersten Schritt gescheiter­t, wenn Sonntagabe­nd weniger als zwei Drittel der Abge- ordneten für Rousseffs Absetzung gestimmt haben.

Offiziell lautet der Grund für das Verfahren gegen sie: Rousseff habe beim Budget getrickst, um das wahre Ausmaß des Staatsdefi­zites zu verschleie­rn. Inoffiziel­l aber büßt sie für die jüngste, schwere Wirtschaft­skrise. Rousseff weist alle gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück. Zurücktret­en werde sie, wie sie immer wieder betont, auf keinen Fall freiwillig. Ihre Amtszeit dauert bis 2018.

Der Mann der Reserve wäre Vizepräsid­ent Michel Temer (75), er würde die Politikeri­n der linken Arbeiterpa­rtei ersetzen. Rousseffs früherer Verbündete­r und nunmehrige­r erbitterte­r Widersache­r Temer würde das bis 2018 laufende Präsidente­nmandat übernehmen.

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Präsidenti­n Rousseff kämpft gegen ihre drohende Absetzung

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