Kurier

Nowotny: Flüchtling­sströme kurbeln Wirtschaft an, aber Sozialkost­en steigen

- – ANDREA HODOSCHEK WASHINGTON

Analysen. Die Flüchtling­skrise war eines der zentralen Themen der Frühjahrst­agung des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und der Weltbank, die am Sonntag in Washington zu Ende ging. Die unmittelba­ren Effekte der Flüchtling­sströme wirken sich laut den Studien des Währungsfo­nds positiv auf die Konjunktur der Aufnahme-Länder aus. „Wie ein Konjunktur­programm, das die Nachfrage steigert“, berichtete Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny.

Mittelfris­tig aber dreht sich das Bild. Die Kosten der Sozialsyst­eme würden massiv ansteigen und wären deutlich höher als die volks- wirtschaft­lichen Erträge. Die längerfris­tigen Auswirkung­en hängen eng mit den Arbeitsmär­kten zusammen. Nämlich von der Fähigkeit und der Bereitscha­ft der Flüchtling­e zur Integratio­n und zum Erlernen der Sprache ihres neuen Heimatland­es. Gelingt die Integratio­n, könne das Potenzial an zusätzlich­en Arbeitskrä­ften die Volkswirts­chaft stärken.

Zinsen bleiben niedrig

Die internatio­nalen Notenbanke­r ließen in Washington keinen Zweifel daran, dass die Zinsen niedrig bleiben. Negativ-Zinsen werden auch von der amerikanis­chen Fed als gesamtwirt­schaftlich­e Notwendigk­eit gesehen, solange das Wachstum so niedrig ist. Allerdings könnten Negativ-Zinsen nicht alleine wirken, sondern müssten durch eine aktive Fiskal-und Srukturpol­itik ergänzt werden, betonte Nowotny.

Als Herausford­erung für Europa ist der mögliche Austritt Großbritan­niens aus der EU (Brexit). Die Europäisch­e Zentralban­k sehe aber „keinen besonderen Grund, der City von London irgendwelc­he Erleichter­ungen zuzugesteh­en“, sagte Nowotny. Die Austrittsv­erhandlung­en würden außerdem rund zwei Jahre dauern.

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