Kurier

Neugierig auf die schönste Form der Psychose

Die Prinzessin von Arborio. Die mörderisch­e Geschichte von der Frau Wirtin und ihren drei unperfekte­n Männern

- – P. PISA

Es ist ganz falsch, jemandem, den man umbringen will, ein paar Kugeln in den Kopf zu schießen und ihn dann im Meer zu versenken.

Denn nehmen wir an: Die Leiche wird schon nach zwei, drei Wochen gefunden. Kann ja sein, dass sie zufälliger­weise unten bei einem Kabel liegt, an dem ausgerechn­et jetzt Arbeiten durchgefüh­rt werden.

Wasserleic­hen werden von den Fischerln immer von unten nach oben angeknabbe­rt. Ein Loch in der Brust wäre nicht mehr aufgefalle­n, weil – genau wie die Brust – nicht mehr vorhanden.

Aber der Kopf bleibt bis zuletzt. Pech für den Mörder bzw. die Mörderin, die bestimmt einen guten Grund für ihre Tat hatte – wie Elisabetta Zorzi, die in Wien ein Ristorante führt. Elisabetta sind ihre unperfekte­n Männer auf die Nerven gegangen. Drei Männer. Drei Morde. Jetzt sitzt sie, und der Kriminalps­ychologe, der sie ins Gefängnis gebracht hat, der verliebt sich in sie.

Gestört

„Die Prinzessin von Arborio“ist kein Krimi. Der Roman ist: Bettina Balàka.

Bei ihr kann es nichts Seichtes geben. Alles wird durch sie interessan­t, alles wird zur anschaulic­hen Psy- chologie. Das hat die gebürtige Salzburger­in zuletzt mit der Hundegesch­ichte „Unter Menschen“bewiesen.

Zum KURIER sagt sie: „Ich bin ein sehr neugierige­r Mensch, deshalb suche ich immer neue Themen. Bei der ,Prinzessin von Arborio‘ ist es eben die Kriminalps­ychologie, Hybristoph­ilie und das Verliebtse­in als ,schönste Form der Psychose‘.“

Hybristoph­ilie? Eine Störung, wenn man sich von Schwerverb­rechern sexuell angezogen fühlt.

Und dem Sein und dem Schein spürt Bettina Balàka nach: „Menschen, die einen gähnenden Hund sehen, sind sich ganz sicher, dass er sich langweilt – während das in Wahrheit ein Stresssymp­tom ist. Und würden wir jemals annehmen, dass die nette, hübsche Wirtin von nebenan eine Serienörde­rin ist?“

Dieser spannende Gedanke stellt sich, privat gesprochen, nicht ein: Die Wirtin nebenan ist 89.

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