Kurier

WIE DIE GETTOS ENTSTANDEN:

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1492

Im Alhambra-Edikt ordnen die katholisch­en Herrscher Isabella v. Kastilien und Ferdinand v. Aragonien die Vertreibun­g der Juden aus allen Territorie­n der spanischen Krone an. 60.000 flüchten nach Portugal.

1496

Der portugiesi­sche König Manuel I. verkündet unter Druck Spaniens ein Vertreibun­gsedikt. Tausende verlassen das Land Richtung Italien. Jene, die bleiben, werden zwangsgeta­uft.

1516

Die Regierung Venedigs beschließt am 29. März, die jüdische Gemeinde in einem Stadtviert­el zusammenzu

fassen. Zirka 700 Juden müssen nach Cannaregio umziehen, ein Gebiet, das einst ein Zentrum der Gießereien war. Mauern werden hochgezoge­n, Wachen postiert.

1541

Der Wohnraum im „Gheto Nuovo“(„Neue Gießerei“) wird immer enger. Die Stadtregie­rung erweitert das Gebiet und das „Gheto Vecchio“(„Alte Gießerei“) entsteht. Fast zehn Jahre später leben zirka 1300 Juden in den Vierteln.

1555

Auch i n Rom werden Juden i n ein eigenes Stadtviert­el verbannt. Papst Paul IV. verpflicht­et sie, durch eine Bulle in einem bestimmten Bereich zu leben. Wer sich dem widersetzt, wird von seinem Nachfolger Pius V. aus der Stadt ausgewiese­n.

1633

In Venedig entsteht ein drittes abgeriegel­tes Gebiet für Juden: Im „Gheto Novissimo“wohnen vor allem spanische und portugiesi­sche Flüchtling­e. Aus Platznot bauen sie die Häuser in die Höhe. Zirka 5500 Juden leben in allen drei Vierteln.

1797

Napoleon erobert Venedig. Die Tore der Gettos werden verbrannt, die Residenzpf­licht aufgehoben. Kurz sind Juden gleichbere­chtigte Bürger – als die Habsburger Venedig besetzen, gehen ihre Rechte aber wieder verloren.

1848

Juden bekommen die gleichen Rechte wie alle Bürger. Viele haben Venedig aber bereits verlassen, die Häuser sind alt, die Menschen arm. Ihre Nachkommen, die hier später während des faschistis­chen Regimes leben, werden ab 1943 deportiert.

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