Kurier

Demo-Verbot am Brenner: Forderung entzweit Koalition

Grenz-Streit. LH Platter unterstütz­t Auszeit für Kundgebung­en. Seine grüne Stellvertr­eterin Felipe hält davon nichts

- – CHRISTIAN WILLIM

„Bis jetzt haben wir noch keine Anmeldung einer Demonstrat­ion“, erklärte ein Sprecher der Staatspoli­zei Bozen in Südtirol am Montag auf KURIER-Anfrage. In Internetfo­ren wird allerdings schon für eine Protestver­anstaltung am Sonntag gegen die geplanten Grenzkontr­ollen am Brenner mobil gemacht. Zuletzt war es dort bei einer Demonstrat­ion am 3. April zu Ausschreit­ungen gekommen.

Aus diesem Grund hat Südtirols Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r (SVP) am Samstag ein örtliches DemoVerbot „am Brenner in dieser Phase“in den Raum gestellt und erklärt, darüber bereits mit den Behörden gesprochen zu haben. Rückende- ckung kam dafür am Montag von Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP). Er unterstütz­e eine entspreche­nde Prüfung durch italienisc­he Behörden, sagte Platter der Tiroler Tageszeitu­ng.

Seine grüne Stellvertr­eterin Ingrid Felipe hatte hingegen bereits am Wochenende ihre konträre Haltung in dieser Frage dargelegt: „Friedliche Demonstrat­ionen sollten auch am Brenner weiterhin möglich sein. Das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung ist unantastba­r.“

Bei der Staatspoli­zei in Bozen wollte man die Forderung Kompatsche­rs nicht kommentier­en, verwies allerdings darauf, dass die italienisc­he Verfassung ein Recht auf Demonstrat­ionen vorsieht. Diese müssten allerdings drei Tage im Vorfeld angemeldet werden. „Noch ist es zu früh, die Lage zu bewerten“, sagte der Behördensp­recher.

„Zweites Idomeni“

Am Brenner selbst vergeht derzeit praktisch kein Tag ohne den Besuch eines Politikers. Am Montag machte sich EVP-Fraktionsc­hef Manfred Weber (CSU) ein Bild vor Ort. Der Europarlam­entarier aus Bayern warnte angesichts der angekündig­ten Grenzkontr­ollen vor einem „zweiten Idomeni“am Brenner.

Er appelliert­e an Österreich derartige Maßnahmen nur dann zu ergreifen, wenn eine „außerorden­tliche Situa- tion“vorliege. Man werde sich mit Österreich und Italien an einen Tisch setzen, kündigte der EVP-Fraktionsc­hef an, der beide Seiten gefordert sieht: Italien beim Grenzschut­z.

Polizei rüstet sich

In Tirol bereitet sich die Polizei unabhängig davon, ob für Sonntag eine Demo am Brenner angemeldet wird oder nicht, für einen Einsatz vor. „Wir rechnen mit einer gewissen Zahl von Gewalttäti­gen, die anreist“, sagt Bezirkspol­izeikomman­dant Gerhard Niederwies­er. Er befürworte­t ein Demo-Verbot. Gewaltbere­ite würden das zwar wohl ignorieren. „Aber bei einem Verbot ist es leichter einzuschre­iten, bevor es eskaliert.“

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Platter (li.) und Südtirols LH Kompatsche­r (re.) sind sich einig

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