Kurier

EU hilft Libyen, Migranten zu stoppen

Außenminis­terrat. Kurz erklärt Brenner-Position. EU plant Libyen-Einsatz

- – M. KOPEINIG, BRÜSSEL

Kontrollie­rt Österreich die Grenze am Brenner? Kommt es gar zu einer Grenzschli­eßung? – Auf diese Fragen antwortete Außenminis­ter Sebastian Kurz am Montag beim EU-Treffen in Luxemburg bestimmt: „Wir wollen keine Grenzkontr­ollen am Brenner, aber es kann sein, dass wir dazu gezwungen werden.“Seinem italienisc­hen Amtskolleg­en, Paolo Gentiloni, machte er klar, dass Österreich­s Vorgehen am Brenner auch von Rom abhängig sei. „Italien darf die Flüchtling­e einfach nicht mehr durchwinke­n.“

Damit signalisie­rte der Außenminis­ter Übereinsti­mmung mit der Linie von Ressortche­f Hans Peter Doskozil, der beim Verteidigu­ngsministe­rrat ebenfalls in Luxemburg weilte und Grenzkontr­ollen am Brenner als „realistisc­h“bezeichnet­e. Der Delegation­sleiter der ÖVP im EU-Parlament, Othmar Karas, kritisier- te hingegen Doskozil. „Wer den Brenner dichtmache­n will, hat nichts aus der Geschichte gelernt. Hundert Jahre österreich­ische Südtirolpo­litik stehen auf dem Spiel.“

Indessen prüft die EUKommissi­on die angekündig­ten Maßnahmen am Brenner bezüglich ihrer „Notwendigk­eit und ihrer Verhältnis­mäßigkeit“, heißt es technokrat­isch in Brüssel.

Route dicht machen

Die EU-Außen- und Verteidigu­ngsministe­r verständig­ten sich darauf, die Flüchtling­e gar nicht bis zum Brenner kommen zu lassen. Mit Hilfe einer Libyen- und Afrika-Strategie wollen sie die Mittelmeer-Route dicht machen. Die EU bereitet sich auf militärisc­he und zivile Einsätze in zerstörten Libyen vor.

Geplant ist unter anderem eine Ausweitung des EU-Marinemiss­ion „Sophia“vor der li- byschen Küste. Die EU-Kriegsschi­ffe sollen hier künftig Schlepperb­oote auf bringen und das Waffenemba­rgo gegen Libyen kontrollie­ren, um Waffenlief­erungen an die Terrormili­z IS und andere Dschihadis­tengruppen zu unterbinde­n. Rund 6000 IS-Terroriste­n sind in Libyen, und Sicherheit­sdienste melden, dass diese – abgesehen von möglichen Terroransc­hlägen in Europa – sehr eng mit der Schlepperm­afia kooperiere­n.

Die EU unterstütz­t auch die neue libysche Einheitsre­gierung. Als Starthilfe für die neue Regierung gibt es 100 Millionen Euro, die die Kommission in Aussicht stellt.

Italien drängt auf eine zivile-militärisc­he Mission zur Ausbildung von libyschen Soldaten, Zöllnern und Polizisten, um die Landgrenze­n zu schützen sowie die Küstenwach­e zu verstärken.

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