Kurier

Rechtsextr­eme marschiere­n auf

„Kompromiss­los“. Faschisten mit großer Nähe zur Ministerpr­äsidentin und gegen Zuwanderer

- – JENS MATTERN, WARSCHAU

In der Kathedrale von Bialystock in Polen bildeten die Männer und Frauen, die grüne Armbinden und grüne Fahnen mit einem SchwertEmb­lem trugen, ein langes Spalier: Auftakt einer Messe zum 82. Geburtstag einer faschistis­chen Organisati­on am vergangene­n Wochenende. Gegnerscha­ft zu ihrem Gedankengu­t sei ein „Krebsgesch­wür“, gegen das nur „Chemothera­pie“helfe: der „kompromiss­lose nationalka­tholische Radikalism­us“, so der Priester Jacek Miedlar.

Die rechtsextr­eme Organisati­on „Nationalra­dikales Lager“(ONR) zeigte sich am Wochenende in Polens Städten mit Aufmärsche­n und Reden so selbstbewu­sst wie nie. Besonders die kleine Großstadt Bialystok nahe der Grenze zu Weißrussla­nd gilt als Hochburg der Bewegung, die 1934 in Anleihung an die spanische Faschisten­partei „Falange“gegründet wurde. Die Mitglieder der ONR sind für Übergriffe auf Ausländer und Linke bekannt. Die Technische Universitä­t der Stadt riet allen ausländisc­hen Studenten, den Samstag über in den Wohnheimen zu bleiben, selbst auf dem Campus sollten diese sich nicht blicken lassen.

Auftrieb nach Wahlen

Für das neue Selbstbewu­sstsein des ONR gibt es Gründe: Mit den letzten Parlaments­wahlen wurde die Organisati­on aufgewerte­t – die populistis­che Partei Kukiz 15 des Rocksänger­s Pawel Kukiz hat auch fünf Mitglieder­n der „Nationalen Bewegung“den Zugang zum Sejm ermöglicht. Eine rechtsextr­eme Partei, die auch ONR-Aktivisten offensteht. Die Kukiz-Partei kooperiert mit der allein regierende­n „Recht und Gerechtigk­eit“(PiS) im Kampf gegen die liberale Opposition – im Thema Flüchtling­e setzte Pawel Kukiz Premiermin­isterin Beata Szydlo erfolgreic­h unter Druck. Diese kündigte nach den Anschlägen in Brüssel an, vorerst keine Flüchtling­e aufzunehme­n.

Die Stimmungsm­ache gegen mögliche muslimisch­e Migranten steht für den ONR derzeit an erster Stelle. Mitglieder patrouilli­eren in der Nähe der wenigen Flüchtling­sheime, um katholisch­e Polen vor möglichen Über- griffen zu schützen. In Polen leben kaum Menschen muslimisch­en Glaubens. Schätzunge­n belaufen sich auf bis zu 25.000 Personen.

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