Der Häuserkampf ist beendet
Neuer Immo-Riese. Auftakt zur Fusion: Immofinanz steigt bei CA Immo ein, spaltet Russland ab
Der erste Schritt ist gemacht: Die größten börsenotierten Immobiliengesellschaften des Landes nehmen Kurs auf eine Fusion, die 2017 fixiert werden soll. Und das, anders als in der bisherigen Bieterschlacht in gutem Einvernehmen. Zunächst kauft Immofinanz dem russischen Tycoon Boris Mints (O1 Group) um 604 Millionen Euro seinen 26-Prozent-Anteil an der CA Immo ab. Sie darf obendrein vier Aufsichtsräte zur CA Immo entsenden.
Danach soll Immofinanz ihr riskantes Russland-Geschäft (fünf Einkaufszentren in Moskau mit 1,2 Mrd. Euro Bruttowert) verkaufen oder gesondert an die Börse bringen. Läuft alles wie geplant und geben die Kartellbehörden sowie mindestens 75 Prozent der Aktionäre in den beiden Hauptversammlungen grünes Licht, dann wäre am Ende das Wertpapier eines neuen Immokonzerns an der Wiener Börse gelistet – statt wie bisher CA Immo und Immofinanz getrennt. Wichtige Details sind im Moment noch offen. Wie viele der neuen Papiere die Altaktionäre erhalten, müssen Gutachter anhand des Unternehmenswertes ermitteln. Auch wie die neue Gesellschaft heißt und wer ihr Management stellt, ist derzeit noch ungeklärt.
Der neue Immoriese soll künftig jedenfalls auf dem deutschen Büro-Markt stark wachsen. Mit sechs Milliarden Euro Buchwert entstün- de der zwölftgrößte europäische Immokonzern. In Osteuropa wäre er mit 3,5 Milliarden Euro Immobilienwert (ohne Russland) „klarer Marktführer“, sagte Immofinanz-Chef Oliver Schumy.
Kräftiger Aufschlag
Bis dahin sei es allerdings noch „ein mühsamer Weg, bei dem Anwälte und Berater ordentlich abcashen werden“, kommentierte Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger im Gespräch mit dem KURIER. Er ist eher skeptisch, ob sich die auf lange Sicht angekündigten Einsparungspotenziale von 33 Millionen Euro pro Jahr tatsächlich realisieren lassen: „Merger im Immobiliensektor bringen nicht dieselben Synergien wie in der Industrie.“
Positiv bewertet der Börsenprofi, wenn die Unruhe, die der Einstieg des russischen Investors bei CA Immo gebracht hatte, endet. Für Boris Mints hat sich der Deal sicher ausgezahlt. Immofinanz zahle einen „stolzen Preis an der oberen Grenze des Vertretbaren“, sagte Rasinger.
Der Kauf des Aktienpakets sei der einzige Weg gewesen, um die Verschmelzung zu erreichen. Obendrein sei CA Immo profitabler geworden und habe durch den Fokus auf Deutschland an Wert gewonnen, rechtfertigte Immofinanz-Chef Schumy den kräftigen Preis-Aufschlag. Vor etwa einem Jahr hätte Immofinanz 531 Millionen Euro für 29 Prozent der Anteile geboten, war aber abgeblitzt. Jetzt zahlt man für einen kleineren Anteil gut 70 Millionen mehr. Die Kleinaktionäre haben davon nichts, bedauert Rasinger. Ein Pflichtangebot müsste nach österreichischem Aktienrecht erst gestellt werden, wenn ein Investor die Schwelle von 30 Prozent überspringt.
An der Börse kam der Deal dennoch gut an. CA Immo stieg um bis zu 2,6 Prozent und lag bei Börseschluss 0,6 Prozent höher, Immofinanz legte um 3,5 Prozent zu.