„Alle Menschen profitieren von Steueroasen“
Schwedischer Ökonom Anders Ydstedt. Die legale Nutzung führt zu Steuerwettbewerb und in Folge zu niedrigeren Abgaben
Auch im Hochsteuerland Schweden sind die PanamaPapiere ein großes Thema. Der Ökonom und Unternehmer Anders Ydstedt vom Schwedischen Wirtschaftsverband und Geschäftsführer einer Internet-Domain-Vertriebsfirma war vor Kurzem auf Einladung des Think Tank Austrian Economics Center (AEC) in Wien. Im KURIERGespräch sagt er über ... – Steueroasen Natürlich ist es kriminell, keine Steuern zu zahlen und das Geld zu verstecken. Aber Steueroasen haben auch andere Zwecke. Für Geschäfte in Ländern mit schwachen Eigentumsrechten können sie durchaus notwendig sein. Und auch historisch betrachtet haben sie ih- ren Zweck erfüllt. Steueroasen etwa halfen Menschen, ihr Vermögen vor den Nazis zu verstecken. Und heute schützen sie die wohlhabenden Bewohner der Länder, in denen Entführungen häufig sind, durch das Verstecken von Geld im Ausland. Es ist schwer, etwas Unmoralisches darin zu sehen. – Steuervermeider in Schweden Das Gesetz zu brechen, ist nie richtig, aber vergessen Sie nicht, dass Schweden viele Jahre eine hohe Besteuerung des Eigentums hatte. Viele Unternehmer haben daher ihren Betrieb abgesiedelt und damit auch Jobs und Know-how. Einige sind geblieben, haben aber mithilfe der Steueroasen ihr Vermögen geschützt. – Vorteile von Steueroasen Am wichtigsten jetzt ist nicht das Verbot der legalen Nutzung. Denn sie sind ein Schutz vor zu hohen Steuern. Und es profitieren nicht nur diejenigen, die sie nutzen, sondern alle Menschen. Denn die Steueroasen führen zu einem Wettbewerb der einzelnen Staaten und damit zu niedrigeren Steuern. – zu hohe Steuern Die schwedische Erbschaftssteuer hat Familienunternehmen verwüsten können. Daher hat sich die Wirtschaft massiv für die Abschaffung eingesetzt. Ich war damals der Kampagnenleiter. 2004 war es dann so weit. Und drei Jahre später wurde die Vermögenssteuer abgeschafft. Seit damals kommen schwedische Unternehmer wieder zurück. – das geplante Aus für das legale, grenzüberschreitende Verschieben von Gewinnen an Töchter in Niedrigsteuerländern Es wäre ein großer Fehler und gefährlich für die Weltwirtschaft. Denn es würde das grenzüberschreitende Handeln schwieriger machen, wenn sie künftig in den einzelnen Ländern verbucht werden. Es kostet unterm Strich viel mehr, als ein paar Cent von Google & Co zu erhalten. Die daraus resultierende Steuerersparnis macht gerade einmal fünf Prozent aller Einnahmen aus Unter- nehmenssteuern aus. – die geplante Reform der Mehrwertsteuersätze in der EU Ich kann aus eigener Erfahrung als Unternehmer sprechen, dass es jetzt zu kompliziert ist. Wir müssen den Kunden die Steuersätze seines Heimatlandes verrechnen. Das sind EU-weit mehr als 80 und für kleine Unternehmen viel zu kompliziert. Daher nehmen wir keine Aufträge aus anderen EU-Ländern mehr an. Auf Wiedersehen, EU-Binnenmarkt!