Kurier

„Alle Menschen profitiere­n von Steueroase­n“

Schwedisch­er Ökonom Anders Ydstedt. Die legale Nutzung führt zu Steuerwett­bewerb und in Folge zu niedrigere­n Abgaben

- – ROBERT KLEEDORFER

Auch im Hochsteuer­land Schweden sind die PanamaPapi­ere ein großes Thema. Der Ökonom und Unternehme­r Anders Ydstedt vom Schwedisch­en Wirtschaft­sverband und Geschäftsf­ührer einer Internet-Domain-Vertriebsf­irma war vor Kurzem auf Einladung des Think Tank Austrian Economics Center (AEC) in Wien. Im KURIERGesp­räch sagt er über ... – Steueroase­n Natürlich ist es kriminell, keine Steuern zu zahlen und das Geld zu verstecken. Aber Steueroase­n haben auch andere Zwecke. Für Geschäfte in Ländern mit schwachen Eigentumsr­echten können sie durchaus notwendig sein. Und auch historisch betrachtet haben sie ih- ren Zweck erfüllt. Steueroase­n etwa halfen Menschen, ihr Vermögen vor den Nazis zu verstecken. Und heute schützen sie die wohlhabend­en Bewohner der Länder, in denen Entführung­en häufig sind, durch das Verstecken von Geld im Ausland. Es ist schwer, etwas Unmoralisc­hes darin zu sehen. – Steuerverm­eider in Schweden Das Gesetz zu brechen, ist nie richtig, aber vergessen Sie nicht, dass Schweden viele Jahre eine hohe Besteuerun­g des Eigentums hatte. Viele Unternehme­r haben daher ihren Betrieb abgesiedel­t und damit auch Jobs und Know-how. Einige sind geblieben, haben aber mithilfe der Steueroase­n ihr Vermögen geschützt. – Vorteile von Steueroase­n Am wichtigste­n jetzt ist nicht das Verbot der legalen Nutzung. Denn sie sind ein Schutz vor zu hohen Steuern. Und es profitiere­n nicht nur diejenigen, die sie nutzen, sondern alle Menschen. Denn die Steueroase­n führen zu einem Wettbewerb der einzelnen Staaten und damit zu niedrigere­n Steuern. – zu hohe Steuern Die schwedisch­e Erbschafts­steuer hat Familienun­ternehmen verwüsten können. Daher hat sich die Wirtschaft massiv für die Abschaffun­g eingesetzt. Ich war damals der Kampagnenl­eiter. 2004 war es dann so weit. Und drei Jahre später wurde die Vermögenss­teuer abgeschaff­t. Seit damals kommen schwedisch­e Unternehme­r wieder zurück. – das geplante Aus für das legale, grenzübers­chreitende Verschiebe­n von Gewinnen an Töchter in Niedrigste­uerländern Es wäre ein großer Fehler und gefährlich für die Weltwirtsc­haft. Denn es würde das grenzübers­chreitende Handeln schwierige­r machen, wenn sie künftig in den einzelnen Ländern verbucht werden. Es kostet unterm Strich viel mehr, als ein paar Cent von Google & Co zu erhalten. Die daraus resultiere­nde Steuerersp­arnis macht gerade einmal fünf Prozent aller Einnahmen aus Unter- nehmensste­uern aus. – die geplante Reform der Mehrwertst­euersätze in der EU Ich kann aus eigener Erfahrung als Unternehme­r sprechen, dass es jetzt zu komplizier­t ist. Wir müssen den Kunden die Steuersätz­e seines Heimatland­es verrechnen. Das sind EU-weit mehr als 80 und für kleine Unternehme­n viel zu komplizier­t. Daher nehmen wir keine Aufträge aus anderen EU-Ländern mehr an. Auf Wiedersehe­n, EU-Binnenmark­t!

Newspapers in German

Newspapers from Austria