Kurier

Dschihadis­ten-Prozess: „Zeugen müssen um Leben fürchten“

Steiermark. Verfahren gegen Prediger Ebu Tejma wird fortgesetz­t. Doch zuhören darf vorerst niemand mehr.

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Ein Zeuge wird aus der Haft vorgeführt und von maskierten Beamten in Einsatzanz­ügen und Schutzwest­en begleitet. Doch was er zu sagen hat, erfahren Zuhörer nicht: Der Richter schließt die Öffentlich­keit während sämtlicher Aussagen aus.

Es ist der siebente Tag im brisantest­en Grazer Dschihadis­tenprozess, jenen gegen Mirsad O., 33, alias Ebu Tejma, und Mucharbek T., 28. Nach einer mehrwöchig­en Pause wird das Verfahren fortgesetz­t: Prediger O. soll laut Ankläger die „Schlüsself­igur des IS in Österreich“gewesen sein und durch Predigten Männer in den Dschihad getrieben haben. T. soll einer von ihnen gewesen sein: Er soll in Syrien als Mitglied der Terrormili­z gekämpft und getötet haben.

40 Zeugen sind für die weiteren zwei Prozesstag­e geladen. Doch viele seien bedroht worden, begründet der Richter, warum Zuschauer nicht mehr erwünscht sind. „Zeugen werden unter Druck gesetzt und müssen um ihr Leben fürchten.“Von wem, lässt er offen.

Drohung per SMS

Aber er erinnert an jene Wienerin, die vor sieben Wochen zur Aussage von der Polizei vorgeführt werden musste: Die Mutter eines Jugendlich­en, der in den Dschi- had ziehen wollte, erhielt Droh-SMS. Darin wurde sie gewarnt, nicht in Graz auszusagen. Woher die Nachrichte­n stammten, ließ sich nicht mehr nachvollzi­ehen. „Das ist profession­ell verlaufen, vom Computer zu Telefon“, schildert der Richter.

Einige Zeugen werden wohl sowieso nicht kommen. Etwa jener Mann, der als Abu Aische bekannt ist und laut Geheimdien­st bei der al-Nusra- Front kämpft: Ihn würde der Verteidige­r des 28-jährigen T. hören wollen, um bestätigen zu lassen, dass der Ukrainer Abu Aische und der Tschetsche­ne T. einander nicht kennen. Das ist wichtig: Ein Zeuge will in T. die „rechte Hand“Abu Aisches erkannt haben, eines Mannes, den er als „brutalsten Kommandant­en des IS“beschrieb.

Fortsetzun­g, Dienstag. heute,

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