Täglich Aspirin: Wer davon wirklich profitieren könnte
US-Empfehlung. 50- bis 59-Jährige mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall könnten größten Nutzen haben.
Täglich eine niedrige Dosis Acetylsalicylsäure (ASS) zur Vorbeugung von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Darmkrebs? Experten diskutieren seit langem Nutzen und mögliche Risiken einer vorbeugenden Aspirineinnahme. Jetzt stellt ein von der US-Regierung unterstütztes Expertengremium
fest: Bei Menschen zwischen 50 und 59 mit einem erhöhten Risiko für Herzgefäßerkrankungen – u. a. aufgrund von Übergewicht, hohem Cholesterin, aktuellem oder früherem Zigarettenkonsum – könnte der Nutzen überwiegen. Auch dann, wenn sie noch keinen Infarkt oder Schlaganfall hatten. Dazu müssten sie zehn Jahre lang 81 Milligramm ASS täglich einnehmen. Auch darf keine erhöhte Blutungsneigung vorliegen.
Deutlich abgeschwächter ist die Empfehlung für 60bis 69-Jährige – zumal mit dem Alter das Blutungsrisiko steigt. Hier betont das Gremium, dass die Entscheidung für die ASS-Einnahme „individuell“erfolgen muss. Dies bedeutet, dass eine fundierte ärztliche Abwägung von individuellem Nutzen stattfinden muss. Keine ausreichenden Daten zu Nutzen und Risiken gebe es für unter 50und über 70-Jährige, so das Gremium. Die oberste USGesundheitsbehörde sah eine vorbeugende Einnahme bisher kritisch. Nicht betroffen von dieser Diskussion ist die Verwendung von ASS bei Menschen, die bereits an einer Herzerkrankung leiden.
„Für Österreich und auch Europa gibt es keine offizielle Empfehlung in diese Richtung wie jetzt in den USA“, sagt Univ.-Doz. Franz Xaver Roithinger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie.
100 mg vorbeugend
„Aber auch bei uns erhalten Menschen, die noch keinen Herzinfarkt oder keinen Schlaganfall hatten, deren Risiko dafür aber stark erhöht ist, häufig vorbeugend 100 Milligramm ASS täglich.“Häufig werden bei bestimmten Untersuchungen Verkalkungen entdeckt, die aber noch keine Beschwerden verursachen. „Liegen dann auch noch andere Risikofaktoren wie etwa Übergewicht vor, ist es geübte Praxis in Österreich, den Betroffenen vorbeugend eine tägliche Niedrigdosis von ASS zu empfehlen“, so Roithinger. „Bei wirklich gesunden Menschen bringt das aber nichts.“