Ein Fenster zur Welt der Meister
Auktionswoche. Das Dorotheum verteidigt erneut seinen Status als Umschlagplatz alter Kunst
Auch wenn die meisten Preise außer Reichweite liegen, ist die Altmeister-Auktion des Dorotheums doch immer eine Freude für Fans dieses Kunst-Genres: Für einen Moment blitzt hier die Vielfalt alter Malerei in einer Dichte auf, die auch Museen, Messen und andere Auktionshäuser nur schwer erreichen.
Bei der heutigen Auktion (ab 17 Uhr, die Schaustellung ist ab 10 Uhr geöffnet) buhlt etwa eine Anzahl von Werken aus der Malerdynastie Brueghel um Käufer. Herausragend ist hier das Gemälde „Winterlandschaft mit Vogelfalle“von Pieter Brueghel dem Jüngeren (ca. 1616).
Das luftige Bild ist eines von zahlreichen Fassungen dieses Motivs, das der Maler schuf, und schließt atmosphärisch an das berühmte Bild „Heimkehr der Jäger im Schnee“seines Vaters Pieter I. von 1565 an, das heute im Kunsthistorischen Museum hängt. Das mit 45,5 x 58,3 cm wesentlich kleinere Winterbild im Dorotheum ist auf 700.000 bis 900.000 Euro taxiert.
Krippen-Szene
Das hochpreisigste Gemälde der Auktion ist diesmal ein Werk der altniederländischen Malerei: Eine „Geburt Christi“, die laut Experten von einem direkten Werkstattmitarbeiter des Meisters Hans Memling (1435-1494) gemalt wurde, soll laut Schätzung zwischen 1,2 und 1,9 Millionen einbringen. Das Werk, das durch seine unglaublich detaillierte Ausführung, aber auch durch seinen hervorragenden Erhaltungszustand besticht, war vermutlich einst der linke Flügel eines dreiteiligen Altarbildes; für welche Kirche oder Kapelle der in Brügge ansässige Meister das Werk schuf, konnten die Experten nicht herausfinden.
Zu den Augenweiden der Dorotheums-Auktion gehört auch das extrem kleinteilige, auf Kupfer gemalte Bild „Der Künstler in seinem Atelier“des Südtiroler Malers Johann Georg Platzer (1704 – 1761). Das Werk, in dem unzählige Personen und „Bilder im Bild“zu finden sind, wird auf 150.000-200.000 Euro geschätzt, was nicht überzogen erscheint: Auf der Messe TEFAF in Maastricht bot ein Händler zuletzt zwei Bilder Platzers gemeinsam um 950.000 Euro an.
Die Dorotheums-Auktionswoche findet am Mittwoch mit der Sparte Antiquitäten ihre Fortsetzung (ab 14 Uhr); am Donnerstag (21.4.), sind dann Gemälde des 19. Jahrhunderts an der Reihe (17 Uhr).