Kurier

Was wollen Parteien eigentlich, außer Macht?

Die Inhaltslee­re der Politik wird immer deutlicher. Grundsatzp­rogramme liest keiner, aber Grundsätze fehlen.

-

An dieser Stelle war zuletzt viel vom Bildungsno­tstand die Rede. Wie zum Beweis, dass dieser weit in die Parteien hineinreic­ht, agitierten Jungsozial­isten beim Parteitag in Wien mit der Parole „Notstand 1933“und wollten damit die Verschärfu­ng der Asylgesetz­gebung kritisiere­n. Ob sie nun HitlerDeut­schland oder Dollfuß-Österreich meinten, wurde nicht klar. Solche Vergleich sind unendlich dumm.

Aber das kommt davon, wenn Parteifunk­tionäre, gleich welchen Alters, nur mehr in der eigenen „Blase“leben, Jusos der 1950er- bis 1970er-Jahre für ein neues Parteiprog­ramm zuständig sind und sich andere kaum darum kümmern. Parteien brauchen Grundsätze und ein Gefühl für die Menschen. Wenn beides fehlt, schauen die Wahlergebn­isse so aus, wie sie jetzt eben für Sonntag prognostiz­iert werden.

Bei der ÖVP ist die Lage einfacher. Im Auge des Orkans ist bekanntlic­h Ruhe, das liegt in St. Pölten, rundherum herrscht der Wirbel, was das Auge nicht stört. Dass die Unruhe dem Kandidaten der ÖVP schadet, ist allzu vielen in der nach Ländern, Bünden etc. aufgesplit­terten ÖVP gleichgült­ig. Sebastian Kurz gilt als Zukunftsho­ffnung, aber auch er wird seiner Partei eine grundsätzl­iche Ausrichtun­g geben müssen. Beliebigke­it haben wir genug, Beliebthei­t hat ein Ablaufdatu­m.

Warum die ebenso alte Partei FPÖ darunter nicht leidet und Herr Hofer Dinge verspreche­n kann, die er nie halten könnte? Weil die FPÖ den Protest kanalisier­t, was etwa auch Stronach schaffte. In Deutschlan­d gibt es dafür auch die Linksparte­i, die in nicht wenigen Punkten der rechten AfD nahe ist. Ein Regierungs­programm ist bei der FPÖ nicht erkennbar, das bremst ihren Aufstieg aber nicht, solange SPÖ und ÖVP nicht agieren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria