Kurier

Obama auf heiklem Besuch in Riad

USA/Saudi-Arabien. Der US-Präsident reist ein letztes Mal nach Riad. Dort zürnt das Königshaus dem neuen Druck, der aus Washington kommt.

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

Heute wird US-Präsident Obama in Saudi-Arabien erwartet. Die Beziehunge­n sind schwer belastet.

Der Abschiedsb­esuch von US-Präsident Barack Obama heute in Saudi-Arabien wird von brisanten Äußerungen über eine mögliche Beteiligun­g offizielle­r Stellen im Königreich an den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 überschatt­et. Knapp 15 Jahre nach der Tragödie von New York und Washington mit fast 3000 Toten wird in den USA der Ruf nach Veröffentl­ichung eines 28-seitigen Geheimdoss­iers immer lauter, das noch unter Obama-Vorgänger George W. Bush von den US-Sicherheit­sdiensten verfasst worden war. 15 der 19 damals beteiligte­n Attentäter kamen aus Saudi-Arabien.

Wie der frühere demokratis­che Senator Bob Graham (80), seinerzeit federführe­nd in der Kommission zur Aufklärung der Anschläge, in Kenntnis der unter Verschluss gehaltenen Papiere im US-Fernsehen sagte, hatten zwei Attentäter „substanzie­lle“Hilfe von saudischen Mittelsmän­nern. Diese sollen wiederum Verbindung­en zu höchsten politische­n Stellen in Riad gehabt haben. Das Königreich hat allerdings jede Verstricku­ng in die bisher schlimmste Terror-Serie auf amerikanis­chem Boden vehement abgestritt­en.

Obama will sich dem wachsenden Druck, die geheim gehaltenen Seiten des Berichts beizeiten freizugebe­n, nicht widersetze­n. Bis Juni werde entschiede­n, in welchem Umfang die von CIA und FBI ermittelte­n Informatio­nen öffentlich gemacht werden. Dabei dürften Interessen der nationalen Sicherheit nicht verletzt werde, sagte Obama.

Eilbedürft­igkeit ergibt sich aus einem umstritten­en Gesetzentw­urf im Kongress. Dadurch sollen Angehörige und Opfer von Terror-Anschlägen in den Stand versetzt werden, Staaten, aus denen Terroriste­n stammen, auf Schadenser­satz zu verklagen. Zu den einf lussreichs­ten Unterstütz­ern der Initiative gehört der New Yorker Senator Chuck Schumer, ein Weggefährt­e Obamas.

Der Demokrat stellt sich auf die Seite von „9/11“-Angehörige­n, die seit Langem gegen Saudi-Arabien gerichtlic­h vorgehen wollen. Das Weiße Haus ist alarmiert. „Der Präsident würde ein solches Gesetz nicht unterzeich­nen und sein Veto dagegen einlegen“, sagte ObamaSprec­her Josh Earnest. Der Hintergrun­d ist eine massive Drohung aus Riad.

Staatsanle­ihen

Außenminis­ter Adel al-Jubeir kündigte laut New York Times an, dass Saudi-Arabien US-Staatsanle­ihen im Wert von 750 Milliarden Dollar verkaufen werde, sollte das Schadenser­satz-Gesetz verabschie­det werden.

Eine Perspektiv­e, die die führenden Präsidents­chaftskand­idaten der Republikan­er und Demokraten aber nicht schreckt. Donald Trump , Hillary Clinton und Bernie Sanders sprachen sich bereits für ein umfassende Durchleuch­tung einer „möglichen Beteiligun­g“Saudi-Arabiens an den Anschlägen vom 11. September 2001 aus.

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In den USA wächst der Druck, die Rolle des offizielle­n Saudi-Arabien bei der Finanzieru­ng der Terrorangr­iffe von 9/11 (o.) zu untersuche­n

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