Kurier

Schlüssell­and im Kampf gegen illegale Migration

EU-Mission. Training für libysche Küstenwach­e

- – M. KOPEINIG, BRÜSSEL

Verschiede­ne europäisch­e Geheimdien­ste erwarten einen Ansturm von Flüchtling­en aus Nordafrika schon Ende April. Das sickerte am Dienstag beim Treffen der EU-Verteidigu­ngsministe­r in Luxemburg durch.

Um eine weitere Eskalation der Flüchtling­skrise zu vermeiden, beschlosse­n die 28 Ressortche­fs, die seit einem Jahr im Mittelmeer bestehende Marinemiss­ion „Sophia“auszubauen und libysche Beamte der Küstenwach­e zu trainieren. Eine Operation gegen Schlepperb­oote in libyschen Küstengewä­ssern, ist noch nicht vorgesehen. Deutschlan­d hat Zweifel angemeldet, die libysche Regierung müsste diesen Einsatz anfordern.

Der österreich­ische Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil setzte sich für eine stärkere Bekämpfung der Schlepperk­riminalitä­t ein. Fix ist, dass die neue Einheitsre­gierung des Bürgerkrie­gslandes mit 100 Millionen Euro von der EU unterstütz­t wird.

Ob diese Maßnahmen genügen, um den Flüchtling­sstrom über das Mittelmeer nach Italien zu stoppen, bezweifeln Experten und Politiker. Mit der „zögerliche­n Handlungsw­eise der EU“sowie dem mangelnden Schutz der EU-Außengrenz­e begründete Doskozil nationale Maßnahmen, wie etwa die geplanten Grenzkontr­ollen am Brenner.

„Vollkommen unbegründe­t“findet hingegen Italiens Innenminis­ter Angelino Alfano Österreich­s Sorge wegen eines verstärkte­n Flüchtling­szustromes. Bis Dienstag sei die Zahl der in Süditalien eingetroff­enen Migranten um lediglich 4,7 Prozent gegenüber dem Vergleichs­zeitraum 2015 gestiegen, sagte Alfano. Der Zuwachs rechtferti­ge kein Aufsehen. „Es besteht keinerlei Flüchtling­snotstand“, betonte der italienisc­he Innenminis­ter.

In den nächsten Tagen will die EU-Kommission ihren Bericht zu den BrennerMaß­nahmen vorlegen. Geprüft werden soll, ob für die Kontrolle einer Binnengren­ze eine „schwerwieg­ende Bedrohung der öffentlich­en Ordnung und inneren Sicherheit“vorliege.

EU-Außengrenz­schutz

Positiv wurde der Vorstoß von Doskozil aufgenomme­n, Frontex eine zivile-militärisc­he Mission zur Seite zu stellen, um die EU-Außengrenz­e effiziente­r zu sichern. Auf die Seite Doskozils schlug sich auch seine italienisc­he Amtskolleg­in Roberta Pinotti. Ihre Unterstütz­ung setzt die Hohe EU-Beauftragt­e für die Außen- und Sicherheit­spolitik, Federica Mogherini, unter Druck, aktiv zu werden. Mogherini zählt zu den engsten Freunden von Italiens Premier Matteo Renzi.

Nicht bestätigt ist bis dato das Schiffsung­lück im Mittelmeer mit möglicherw­eise mehr als 400 toten Migranten.

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Flüchtling­e wurden vor ihrer Weiterreis­e in die EU in Libyen gestoppt

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