Kurier

Große Ketten gewinnen an Macht

Konzentrat­ion. Einzelkämp­fer gibt es auf allen Ebenen immer weniger

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Manch einer fährt lieber auf Städteurla­ub als ins nächste Einkaufsze­ntrum und kauft sich den Reiseführe­r spätabends bei US-Versandhän­dler. Konsumtren­ds wie diese bringen Händler unter Druck. Thalia oder MediaMarkt schrumpfen ihre Geschäfte zusammen, Marktforsc­her orakeln, dass in ein paar Jahren bis zu 20 Prozent der Verkaufsfl­ächen überflüssi­g sein werden.

Marcus Wild, Chef der Spar European Shopping Center (SES), will von solchen Szenarien nichts wissen. Das sei nur eine einseitige Betrachtun­g, denn „gleichzeit­ig gibt es immer mehr Monobrands­tores“. Also Geschäfte, in denen sich Hersteller von Apple (weltweit schon mehr als 400 Standorte) bis Puma in Szene setzen. Oft an den teuersten Adressen der Welt, das bringt Prestige. Marken-Stores verdrängen Bauchläden, die von allem ein bisschen im Sortiment haben. Wild: „In Deutschlan­d wurden binnen zehn Jahren 20.000 Textilhand­elsgeschäf­te geschlosse­n und durch MonobrandS­tores ersetzt. Die Dominanz der Ketten steigt.“

Investoren auf Tour

Auch in der Shoppingce­nterLandsc­haft schreitet die Konzentrat­ion voran. In Österreich ist die SES, Teil der Salzburger Spar-Gruppe, mit 18 Einkaufsze­ntren (inklusive Auslandsmä­rkten 38) führend. Wild: „Am Markt gibt immer mehr Gruppen mit mehr als 200 Shoppingce­ntern.“Wie die deutsche ECE (Immobilien­teil der Hamburger Otto Gruppe), die in Wien unter anderem die Einkaufsze­ntren am Haupt- und Westbahnho­f betreibt. In Österreich ist die ECE die Nummer zwei nach der SES und noch vor der börsenotie­rten Unibail-Rodamco (SCS, Donau- zentrum). Konzerne hätten derzeit Zugang zu billigem Kapital und würden entspreche­nd investiere­n, auch in Übernahmen, beobachtet Wild. Einzelkämp­fer würden so oft auf der Strecke bleiben.

Die SES hat als Teil des Salzburger Familienim­periums Spar eine Sonderstel­lung. Der Immobilien­arm des Konzerns vermietet zwischen 25 und 50 Prozent seiner Flächen an Spar-Unternehme­n (Interspar samt Restaurant­s, Hervis oder auch die Drogeriema­rktkette dm, an dessen Österreich-Geschäft Spar beteiligt ist).

Immer wichtiger sind laut Wild Lokale und Restaurant­s als Frequenzbr­inger. „Früher haben sie fünf bis sechs Prozent der Flächen in Einkaufsze­ntren ausgemacht, heute bis zu 15 Prozent.“Wobei sich auch hier der Trend zu Ketten fortsetzt – von Starbucks über Sushi-Ketten bis hin zu Vapiano.

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