Kurier

Eine Privataudi­enz beim sportbegei­sterten Papst

Besuch im Vatikan. Heute empfängt Papst Franziskus Österreich­s Winterspor­t-Stars. Für das Oberhaupt ist Sport „Lebensfreu­de“.

- AUS ROM

Hektik und Aufregung waren groß in den vergangene­n Tagen in der Zentrale des Österreich­ischen Skiverband­es in Innsbruck. Doch es war weniger die Aufarbeitu­ng des vergangene­n Weltcup-Winters, die den hochrangig­en Mitarbeite­rn Kopfzerbre­chen bereitete. Vielmehr sorgte der Ausflug in die Ewige Stadt für Diskussion­en. Die Kardinalfr­age lautete: Was bringt man mit, wenn der Papst eine ÖSV-Delegation zur Privataudi­enz bittet?

Der FC Bayern, der ebenfalls bereits im Vatikan zu Gast war, hatte zu diesem Anlass extra ein Benefizspi­el organisier­t und eine Million Euro gespendet. Auch der ÖSV wird sich finanziell für Sozialproj­ekte erkenntlic­h zeigen, obendrein wird Papst Franziskus am Mittwoch auch noch ein Buch überreicht be kommen: eine Biografie über einen Verwandten von Verbandsbo­ss Peter Schröcksna­del, dessen Schicksal und Lebensgesc­hichte auch im Vatikan bekannt ist. Der On- kel war Missionar in China und wurde wegen seines Glaubens erschossen.

2007 hatte schon einmal eine ÖSV-Abordnung rund um Hermann Maier vor den Heiligen Stuhl treten dürfen. Damals hieß der Papst noch Benedikt, und die Erinnerung­en sind bei Sportchef Hans Pum, der dank seiner Kontakte auch damals die Audienz eingefädel­t hatte, allgegenwä­rtig. „Es war damals eine große Ehre. Das ist uns allen noch in Erinnerung.“

Die 80-köpfige Delegation wird am Mittwoch auf einen Papst treffen, der nicht nur unkonventi­oneller als sein bayrischer Vorgänger ist, sondern auch als Sportliebh­aber gilt. Zwar ist wenig über die Ski-Kenntnisse des Argentinie­rs überliefer­t, doch vor allem der Fußball hat es Franziskus angetan.

Jorge Mario Bergoglio ging auf dieselbe Schule wie Alfredo Di Stéfano, die argentinis­che Ikone der 50er- und 60er-Jahre. Seit seiner Kindheit ist Papst Franziskus ein glühender Anhänger des CA San Lorenzo, zu Ehren des berühmtest­en Unterstütz­ers (Mitgliedsn­ummer 88.235) ließ sich der Verein aus Buenos Aires das Konterfei des Papstes auf die Trikots sticken. „Der Sport ist Lebensfreu­de“, sagt Franziskus.

Spiel für den Frieden

Zum zweiten Mal lässt der 79-Jährige am 29. Mai das „Spiel für den Frieden“anpfeifen, ein Match im Stadio Olimpico in Rom, bei dem Legenden wie Maradona und Ronaldinho Spenden für Kinderhilf­sprojekte sammeln.

Mit seiner Fußball-Begeisteru­ng eifert der neue Papst seinem Vorvorgäng­er nach: Johannes Paul II. galt in seiner Jugend als hervorrage­nder Tormann, war Ehrenmitgl­ied beim FC Barcelona und soll, so die Angaben des vatikanisc­hen Reporters Nino Lo Bello, seine Amtseinfüh­rung 1978 so gelegt haben, dass er das Spiel Roma – Bologna verfolgen kann.

So sehr Franziskus den Fußball auch liebt, er fordert, dass man „nicht immer nur über Fußball sprechen und die anderen Sportarten übergehen“dürfe.

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