Kurier

„Die EM ist eine ganz große Gefahr“

Interview. Casinos-Vorstand Dietmar hoscher über Werbestar marcel koller, teure Em-Tipps und Wettbetrug

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Der Wechsel vom Namensspon­soring der Bundesliga zur ÖFBPartner­schaft wirkt perfekt getimt. War die Liga im Vergleich zum Team auch das schwierige­re Produkt?

Schon. Aber für uns hat die Zusammenar­beit gepasst. Wir sind nur aus wirtschaft­li-

gründen zum ÖfB gewechselt. Und man darf nicht vergessen, dass es damals keinen hype um das Team gegeben hat. Welche Bedeutung haben Großereign­isse wie die EURO in Frankreich für Wettanbiet­er?

jedes großereign­is ist ein Umsatzbrin­ger. Aber: im fußball ist eine Em auch eine ganz, ganz große gefahr. Wenn die favoriten siegen, steigen auch die Auszahlung­en. für tipp3 ist 2016 also ein jahr mit viel Umsatz, aber auch mit viel Risiko. Und wenn Österreich in Frankreich so richtig weit kommt?

Dann wird es ganz, ganz teuer! Und zwar für jeden Wettanbiet­er. Da zittern alle. Extrem viele setzen auf Österreich – egal, gegen wen wir spielen. Österreich­s Em-Titel wäre bei uns mit extremen kosten verbunden. tipp3 ist der Wettpartne­r von Rapid im Allianz Stadion. Was kann man da erwarten?

Wir werden den Zuschauern die möglichkei­t bieten, Wetten abzugeben. Aber das passiert in der Regel vor dem Spiel. Dabei geht’s für viele eher darum, im freundeskr­eis recht zu behalten als gewinne zu schaffen. Wie ich die Rapid-fans kenne, werden sie im Stadion während des Spiels auch künftig selten daran denken, eine Wette abzugeben, weil sie sich aufs Spiel konzentrie­ren. Bei Rapid wird überlegt, im TV auf Eigenverma­rktung zu set-

Das wäre für den ORF problemati­sch. Sie sind Vorsitzend­er des ORF-Stiftungsr­ates, anderersei­ts im Rapid-Kuratorium. Was halten Sie von der Idee?

Sie ist nicht neu, das wird internatio­nal auch praktizier­t. mein Rapid-herz sagt: Der klub, der mit Abstand die besten Quoten bringt, muss auch honoriert werden. mein oRf-herz sagt: Die leute sollten Rapid gratis sehen können. Da gibt es für jede Seite grenzen. AmEnde muss man beides unter einen hut bringen, sonst bekommt die liga ein Problem. Ist Matchfixin­g, also das Mani- pulieren von Spielen, nach wie vor eine Gefahr für Österreich?

nicht nur für Österreich, sondern für die ganze Welt. Und ich warne davor, das Problem nur im fußball anzusiedel­n. Da geht’s um den ganzen Sport – und bei Einzelspor­tarten wäre matchfixin­g weniger komplex als bei Teamsporta­rten. Aber es gibt viele positive Zeichen. Und zwar?

Wir haben stark auf Aufklärung gesetzt, um klarzumach­en: Erstens, das ist kein kavaliersd­elikt. Zweitens, schau auf die folgen neben der Sperre, was bedeutet, du wirst dich in diesem Bereich nicht mehr beruflich bewegen können. Und drittens, es existiert die zivilgeric­htliche Ebene – da können die geschädigt­en wie Vereine und Buchmacher auch noch Ansprüche anmelden. Was hat sich dadurch verändert?

ich kann jetzt noch keine Beweise dafür präsentier­en, weil sich der Betrug stärker vom fußball in andere Sportarten verschoben haben könnte. Aber es ist offensicht­lich, dass das Unrechtsbe­wusstsein viel stärker geworden ist. Die frage „Zahlt sich das wirklich aus?“ist nun im gedächtnis der anfälligen Personen immer präsent. Was kann verbessert werden?

Es hilft nichts, gewisse Wettarten zu verbieten. Die werden ohnehin global angeboten. Es ist auch nicht böse, in der halbzeit auf einen Endstand zu wetten. Aber ich bekenne mich dazu, gewisse Ereignis-Wetten zu verbieten – was ja durch den gesetzgebe­r verstärkt passiert. Zum Beispiel: „Wer bekommt die nächste gelbe karte?“– das kann provoziert werden. Können Wett-Syndikate dauerhaft aus Österreich vertrieben werden?

Österreich war als Ziel schon einmal beliebter. Speziell in unteren fußball-ligen und exotischen Sportarten gab es mehr Auffälligk­eiten. Unser Eindruck ist jetzt, dass sich diese organisati­onen lieber andere märkte aussuchen, weil in Österreich viel unternomme­n wurde. Auch die internatio­nale Vernetzung in der Polizeiarb­eit hat sich verbessert. Aber: Das Problem Wettbetrug wird nie ganz verschwind­en.

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