Mädchen im Vormarsch
Motto. Karriere mit Lehre – das gilt besonders für Mädchen, die sich in Männerberufen stark machen
Einzelhandelskauffrau, Friseurin, Bürokauffrau – diese Berufe stehen bei Mädchen, die eine Lehre machen wollen, noch immer hoch im Kurs. Jeder zweite weibliche Lehrling will einen dieser drei Berufe erlernen. Die Burschen sind da zwar weniger fixiert, bleiben aber ihren traditionellen Sparten auch lieber treu. Ihre Wunschberufe sind unter anderem Elektrotechniker, Kfz-Mechaniker oder Einzelhandelskaufmann.
Diese „traditionellen“Berufswünsche schaffen vor allem für Mädchen Probleme, denn sie tun sich zunehmend schwer, einen Lehrplatz für ihren vermeintlichen Traumberuf zu finden. Nur rund ein Drittel der 116.000 Lehrlinge, die derzeit in Österreich beschäftigt sind, sind Frauen, bei Lehrstellensuchenden sind aber 40 Prozent weiblich. Aus dieser Not beginnen sich Mädchen mehr zuzutrauen, wagen sich auch an männerdominierte Sparten wie Elektrotechniker, Installateur oder Binnenschiffer. Mit durchaus positiven Auswirkungen für die ganze Branche – letztlich auch für die Herren.
„Der Umgangston hat sich in den vergangenen Jahren verändert, auch wegen der Mädchen, und das tut allen gut“, erklärt Flottenkapitän Johannes Kammerer von der DDSG. Seit 2001 bildet das Unternehmen Binnenschiffer und auch -innen aus. Noch sind die Mädel in der Minderheit, von 15 Lehrlingen sind es gerade mal zwei, aber die stehen ihren Mann. „Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Mädchen, die sich für diesen Beruf entscheiden, machen das nämlich sehr bewusst und wissen worauf sie sich einlassen “, erklärt Kammerer.
Dieselben guten Erfahrungen teilt man auch bei der Wiener Netze GmbH. Hier sind von den 82 technischen Lehrlingen, sechs Mädchen, drei in Elektrotechnik und drei in Installationsund Gebäudetechnik. „Wenn sich ein Mädchen für diesen Beruf entscheidet, ist ihr das hoch anzurechnen“, so Erich Buza, Leiter des Ausbildungs- und technischen Kompetenzzentrums der Wiener Netze GmbH. Denn Mädchen müssen die selbe Ausbildung wie die Burschen absolvieren. Auf der Baustelle, wo Mädels kraftmäßig vielleicht an ihre Grenzen stoßen, funktioniert Teamwork. „Es gibt ja auch bei den Burschen stärkere und schwächere“, so Buza. Ein robustes Naturell kann trotzdem nicht schaden. Ausbildnerische Probleme gibt es keine, denn Mädchen, die sich für einen eher untypischen Job interessieren, bleiben in der Regel auch dran und beenden die Ausbildung. „Sie haben sich die Berufswahl meist vorher schon sehr gut überlegt und wissen was sie wollen“, so Buza. Die Betriebe würden sich über mehr weibliche Lehrlinge freuen: „Man muss den Mädchen die Informationen zukommen lassen und sie für den Beruf interessieren, dann finden sie ihren Weg schon “, so Erich Buza.