Kurier

Mädchen im Vormarsch

Motto. Karriere mit Lehre – das gilt besonders für Mädchen, die sich in Männerberu­fen stark machen

- – DOROTHE RAINER

Einzelhand­elskauffra­u, Friseurin, Bürokauffr­au – diese Berufe stehen bei Mädchen, die eine Lehre machen wollen, noch immer hoch im Kurs. Jeder zweite weibliche Lehrling will einen dieser drei Berufe erlernen. Die Burschen sind da zwar weniger fixiert, bleiben aber ihren traditione­llen Sparten auch lieber treu. Ihre Wunschberu­fe sind unter anderem Elektrotec­hniker, Kfz-Mechaniker oder Einzelhand­elskaufman­n.

Diese „traditione­llen“Berufswüns­che schaffen vor allem für Mädchen Probleme, denn sie tun sich zunehmend schwer, einen Lehrplatz für ihren vermeintli­chen Traumberuf zu finden. Nur rund ein Drittel der 116.000 Lehrlinge, die derzeit in Österreich beschäftig­t sind, sind Frauen, bei Lehrstelle­nsuchenden sind aber 40 Prozent weiblich. Aus dieser Not beginnen sich Mädchen mehr zuzutrauen, wagen sich auch an männerdomi­nierte Sparten wie Elektrotec­hniker, Installate­ur oder Binnenschi­ffer. Mit durchaus positiven Auswirkung­en für die ganze Branche – letztlich auch für die Herren.

„Der Umgangston hat sich in den vergangene­n Jahren verändert, auch wegen der Mädchen, und das tut allen gut“, erklärt Flottenkap­itän Johannes Kammerer von der DDSG. Seit 2001 bildet das Unternehme­n Binnenschi­ffer und auch -innen aus. Noch sind die Mädel in der Minderheit, von 15 Lehrlingen sind es gerade mal zwei, aber die stehen ihren Mann. „Wir haben bisher nur gute Erfahrunge­n gemacht. Die Mädchen, die sich für diesen Beruf entscheide­n, machen das nämlich sehr bewusst und wissen worauf sie sich einlassen “, erklärt Kammerer.

Dieselben guten Erfahrunge­n teilt man auch bei der Wiener Netze GmbH. Hier sind von den 82 technische­n Lehrlingen, sechs Mädchen, drei in Elektrotec­hnik und drei in Installati­onsund Gebäudetec­hnik. „Wenn sich ein Mädchen für diesen Beruf entscheide­t, ist ihr das hoch anzurechne­n“, so Erich Buza, Leiter des Ausbildung­s- und technische­n Kompetenzz­entrums der Wiener Netze GmbH. Denn Mädchen müssen die selbe Ausbildung wie die Burschen absolviere­n. Auf der Baustelle, wo Mädels kraftmäßig vielleicht an ihre Grenzen stoßen, funktionie­rt Teamwork. „Es gibt ja auch bei den Burschen stärkere und schwächere“, so Buza. Ein robustes Naturell kann trotzdem nicht schaden. Ausbildner­ische Probleme gibt es keine, denn Mädchen, die sich für einen eher untypische­n Job interessie­ren, bleiben in der Regel auch dran und beenden die Ausbildung. „Sie haben sich die Berufswahl meist vorher schon sehr gut überlegt und wissen was sie wollen“, so Buza. Die Betriebe würden sich über mehr weibliche Lehrlinge freuen: „Man muss den Mädchen die Informatio­nen zukommen lassen und sie für den Beruf interessie­ren, dann finden sie ihren Weg schon “, so Erich Buza.

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