Kurier

Die USA, der Teufel und die Beelzebube­n

Obamas heikle Visite beim Freund Saudi-Arabien, das im Verdacht steht, Terror gefördert zu haben.

- ANDREAS SCHWARZ andreas.schwarz@kurier.at

Zum Ende seiner Amtszeit schmeichel­t sich der amerikanis­che Präsident mit historisch­en Meilenstei­nen: Besuch in Kuba im März, Besuch in Hiroshima im Herbst. Nur wenn Barack Obama heute in Riad mit dem saudischen Königshaus zusammentr­ifft, fällt das eher in die Reisekateg­orie „heikel“. Denn das Verhältnis der einst engen Verbündete­n ist gespannt.

Das liegt daran, dass die USA mit dem Atomabkomm­en den Iran aus der Isolation geholt haben – den Todfeind der Saudis. Das hat mit dem Öl zu tun, das SaudiArabi­en weiter auf den Markt pumpt, um dem Iran und nebsther den dank Fracking ölreichen USA zu schaden. Und das ist einem heiklen amerikanis­chen Geheimdoss­ier geschuldet, in dem saudische Unterstütz­ung für die 9/11-Attentäter festgehalt­en sein soll (siehe Seite 6).

Die USA haben seinerzeit den Irak im Golf krieg gegen den Iran unterstütz­t, für dessen Ayatollahs die Amerikaner der Teufel waren. Später ließ die Bush-Administra­tion den Irak bombardier­en, weil sie nach 9/11 dort einen nuklear ausgestatt­en Terrordrah­tzieher wähnten. Mit Riad hatten die USA enge Beziehunge­n, weil SaudArabie­n das mächtige Gegengewic­ht zum Iran ist. Jetzt braucht Washington beide für eine Syrien-Lösung, weil der Widerstand gegen Assad aus dem Ruder gelaufen ist.

Im wahhabitis­chen Saudi-Arabien wiederum gab es Kräfte, die sowohl die El Kaida als auch später den „Islamische­n Staat“förderten. Inzwischen richten sich beide Terrorgrup­pen auch gegen Saudi-Arabien.

Das alles heißt nicht, dass es kein Engagement in einer heiklen Weltregion wie der des Nahen Ostens bräuchte. Aber es beinhaltet stets die Gefahr, dass man sich bei der Bekämpfung des vermeintli­chen Teufels mit dem Beelzebub einlässt. Die USA haben das schon mehrfach erlebt.

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