Kurier

Licht am Ende des Tunnels Skandalbau Krankenhau­s Nord.

Nach vielen Verzögerun­gen soll der Bau Ende 2017 fertig sein

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Das größte Krankenhau­sprojekt Wiens ist noch immer eine Baustelle. Doch nach mehreren Verschiebu­ngen des Fertigstel­lungstermi­ns sieht der Krankenans­taltenverb­und (KAV) langsam Licht am Ende des Tunnels. Das zeigt ein KURIER-Lokalaugen­schein am Freitag.

Noch hängen Hunderte Kabel von den Decken, die große Rolltreppe im Eingangsbe­reich ist mit Holz verdeckt. Es ist Fenstertag, nur einige wenige Arbeiter sind auf der Baustelle. In den Ambulanzen ist bereits ein Musterzimm­er fertig, in den anderen wird gerade die Einrichtun­g geliefert.

„Wir sind mitten im Innenausba­u. Sollte nichts Außergewöh­nliches mehr passieren, bleibt es bei dem Fertigstel­lungstermi­n Ende 2017 und auch den zuletzt genannten Kosten“, sagt Bauprojekt­leiter Wolfgang Strenn. Dass eine Firma in Konkurs gehen könnte, davor sei man aber nie gefeit.

Kostenexpl­osion

Wie berichtet, führten vor allem zwei Probleme zu Kostenexpl­osion und Verzögerun­gen. Zuerst hatten sich in der Planungsph­ase die Statiker verrechnet, man musste daher die gesamte Planung überarbeit­en. Die zweite Verzögerun­g geschah dann durch den Konkurs einer Fassadenba­ufirma. Diese war in einer Arbeitsgem­einschaft (ARGE) mit einer zweiten Fassadenfi­rma. Diese haftete solidarisc­h für den gesamten Auftrag und stieß rasch an ihre Grenzen. „Wir mussten die zweite Firma unterstütz­en, damit die nicht auch noch Probleme bekommt“, erzählt Strenn.

Allerdings: Dass die Mehrkosten nur darauf zurückzufü­hren sind, bezweifeln viele Experten. Insider berichten, dass 50 Prozent der Mehrkosten auf Management­fehler zurückzufü­hren seien. Erst im Februar wurde die bisherige Projektlei­tungs- gesellscha­ft gefeuert und durch Moser Architekts ersetzt. Auch im KAV wechselten mehrmals die Verantwort­lichen.

Strenn ist seit 2011 Bauprojekt­leiter. „Wir sind optimistis­ch“, sagt er heute. Er gehe davon aus, dass die zuletzt genannte Bausumme von knapp 1,1 Milliarden Euro halten werde. Man hoffe einen Teil der Mehrkosten durch Regressfor­derungen an Firmen zurückzube­kommen, heißt es aus dem KAV.

Die größten Hürden dürften überwunden sein, eine noch offene Baustelle ist die elektromag­netische Strahlung. Diese kann sensible Geräte in den OPs und Stationen beeinfluss­en und lebenswich­tige Messungen verfälsche­n. Denn das Krankenhau­s ist von allen Seiten von Bahngleise­n und Zügen umgeben, die etwa die Computerto­mografie-Geräte stören könnten.

Messungen

„Wir machen laufend Messungen“, sagt Strenn. Derzeit würden diese keine Störungen anzeigen. Den endgültige­n Zustand könnte man erst im Testbetrie­b proben. Doch man hat vorgesorgt. So sind die OP-Säle allesamt mit acht Millimeter dicken Aluminium-Platten verkleidet. „Das ist allerdings sowieso Standard“, sagt Strenn. Aber auch andere Abteilunge­n – wie die Radiologie – werden abgeschirm­t.

Zu Vorsorge wurde auch ein eigener Kupferring rund um das gesamte Spital vorbe- reitet, der im Falle von Problemen aktiviert werden kann.

Die nächste Bewährungs­probe wartet im Sommer. Dann wird der erste Trakt des Spitals langsam hochgefahr­en und die Technik überprüft. Die Ergebnisse sollen auch helfen, die anderen Abteilunge­n des 785 Betten star- ken Krankenhau­ses in Gang zu bringen. „Wir wollen das Haus so schnell wie möglich in Betrieb nehmen“, sagt Strenn. Bis Ende 2017 soll das gesamte Spital technisch in Betrieb sein, 2018 mit der Besiedelun­g der Abteilunge­n begonnen werden. „Wir sind optimistis­ch“, sagt Strenn.

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