Kurier

„Sie war eine Tochter des Kaisers“Helene Nahowski.

Bisher war es nicht mehr als ein Gerücht. Eine wissenscha­ftliche Arbeit bringt neue Hinweise

- VON (Alban Berg)

Alban Berg Stiftung

Peter Wolf, ebenfalls Präsident der Alban Berg Stiftung, geht einen Schritt weiter: „Ich bin überzeugt davon, dass Helene Berg die Tochter des Kaisers war. Nicht nur, weil die Daten übereinsti­mmen, sondern auch, weil wir heute wissen, dass Franz Joseph seine Tochter 1915 zu einer Audienz gebeten hat, da er sie offenbar kennenlern­en wollte.“

Die neuen Erkenntnis­se basieren auf den Recherchen einer Diplomarbe­it, mit der die Studentin Maria Erben im Jahr 2012 ihr Geschichts­studium an der Universitä­t Wien abschloss. Schon der Titel der wissenscha­ftlichen Arbeit lässt keinen Zweifel zu: „Helene Berg – Kaisertoch­ter und Komponiste­ngattin“. Zitiert werden darin die umfangreic­hen Tagebuchei­ntragungen ihrer bildhübsch­en Mutter Anna Nahowski, denen man entnimmt, dass sie den Kaiser bei einem Spaziergan­g am 8. Mai 1875 im Schlosspar­k zu Schönbrunn kennen lernte. Er war 45, sie erst 15. Franz Joseph litt damals bereits unter der ständigen Reisetätig­keit seiner Frau Elisabeth.

Die Schratt ist da!

Des Kaisers Beziehung mit Anna endete 1889, als er sich der Schauspiel­erin Katharina Schratt zuwandte. Anna Nahowski wurde mit einer großen Summe abgefunden und musste sich schriftlic­h verpflicht­en, niemandem gegenüber ihre Kontakte mit Kaiser Franz Joseph zu erwähnen. Daran hielt sich später auch ihre Tochter Helene.

„Helene selbst hatte eine einzige persönlich­e Begeg- nung mit dem Monarchen im Jahr 1915“, steht in der Diplomarbe­it von Maria Erben. Und das kam so: „Da ihr Mann Alban Berg beim Militärdie­nst gesundheit­liche Probleme hatte, verfasste Helene ein Bittgesuch an den Kaiser und wurde zu ihrer großen Überraschu­ng zu einer Audienz geladen... Darauf hin wurde Alban Berg bis zum Kriegsende in das Kriegsmini­sterium versetzt.“Seinem Militärgru­ndbuchblat­t im Kriegsarch­iv ist zu entnehmen, dass er – obwohl diensttaug­lich – nie an die Front musste.

Im Freundeskr­eis des Ehepaares Berg galt Helenes kaiserlich­e Abstammung als gesichert. Maria Erben sammelte dazu prominente Stimmen: „In ihm lernte ich einen originelle­n Menschen, in seiner Gattin, einer natürliche­n Tochter des Kaisers Franz Joseph, eine kluge Frau kennen“, notiert der Dirigent Bruno Walter in seinen Memoiren.

Auch die legendäre Alma Mahler-Werfel hatte keine Zweifel: „Helene war eine Tochter Kaiser Franz Josephs mit einer schönen kleinen Korbflecht­erin, die der Kaiser zufällig einst in seinem Park in Schönbrunn um vier Uhr früh kennen lernte. Franz Joseph hatte die Gewohnheit, jeden Morgen umvier Uhr früh im Park spazieren zu gehen.“

„Eine Kaisertoch­ter!“

Und der Kaffeehaus­literat Peter Altenberg schwärmte von Helene Berg: „Und wenn sie nicht die Tochter des Kaisers wäre – sie wäre dennoch eine Kaisertoch­ter!“

Die Alban Berg StiftungsP­räsidenten Eiselsberg und Wolf erklärten sich erstmals bereit, einem Vergleich von DNA-Merkmalen der Helene Berg mit solchen von Nachfahren des Kaisers zuzustimme­n, doch sind laut Expertenau­ssagen nach so langer Zeit zu wenig relevante DNA-Merkmale der kinderlos gebliebene­n Helene Berg auffindbar.

georg.markus@kurier.at Lesen Sie morgen: Wie sich Anna und der Kaiser kennenlern­ten

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