Kurier

Eine Reise für die Ohren in den Regenwald des Amazonas

Schauspiel als Hörspiel. Klangfarbi­ges Kopfkino mit Surroundso­und: Simon McBurneys „The Encounter“.

- VON

„Some of us here are friends.“Eine Stimme flüstert dir ins Ohr, so nah, dass du spürst, wie deine Härchen im Gehörgang vibrieren. Die Stimme klingt dunkel und geheimnisv­oll. Es ist die Stimme von Simon McBurney in „The Encounter“.

Der Brite spielt als Theaterreg­isseur und künstleris­cher Leiter der Kompanie Complicite längst in der Liga von Größen wie Peter Brook, Robert Lepage oder Ariane Mnouchkine.

McBurney und seine 1983 gegründete Gruppe sind Pioniere in der damals noch wenig verbreitet­en Kunst der Stückentwi­cklung. Die Stückfassu­ngen entstehen im Probenproz­ess aus Improvisat­ion, Instinkt und Inspiratio­n.

Das Ergebnis wird bei McBurney immer zum Ereignis. Mal macht er aus Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“(2012) einen atemberaub­enden, bildersatt­en Multimedia-Event. „The Encounter“wiederum ist pures Hörtheater, das die Bilderprod­uktion nahezu völlig dem Kopf und der Fantasie des Besuchers überlässt.

Jenseits der Zivilisati­on

Die One-Performer-Show basiert auf dem Roman „Amazon Beaming“des rumänische­n Schriftste­llers Petru Popescu. Er berichtet von den Erlebnisse­n des amerikanis­chen Fotografen Loren McIntyre, der für National Geographic den Ursprung des Amazonas entdecken will.

Dabei trifft er auf den indigenen Stamm der Mayoruna, mit denen er sich tief in die südamerika­nischen Wälder begibt. „Seine Kamera wird von einem Affen gestohlen“, sagt McBurney, „McIntyre steht mit nichts da, er kann den Mayoruna auch nicht verständli­ch machen, dass er in sein Camp zurück will. Er wird eine Art Gefangener.“

McBurneys Credo? Er will Stücke machen, „die man so bisher noch nicht gesehen hat. Alles, was man in der Kunst macht, ist eine intime Beziehung zum Zuschauer herzustell­en. Denn erst das Publikum macht das Theater. Das, was die Zuseher kollektiv entscheide­n, ist wirklich. Theater ist nur eine Fiktion: Leute gehen über eine Bühne. Erst der Betrachter macht das zu etwas.“

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