Kurier

Whistleblo­wer: Als Stars verehrt und als Kriminelle verfolgt

Theater. Held oder Verräter: Was bringt Menschen dazu, ein Geheimnis öffentlich zu machen?

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Whistleblo­wer sind wie du und ich. Aber sie bringen für die Allgemeinh­eit wichtige Informatio­nen, oft im Zusammenha­ng mit Missstände­n oder Verbrechen wie Korruption, Menschenre­chtsverlet­zungen, Datenmissb­rauch oder allgemeine­n Gefahren an die Öffentlich­keit. Im Allgemeine­n betrifft dies vor allem Vorgänge in der Politik, in Behörden oder Wirtschaft­sunternehm­en. Zu gewinnen haben die „Skandalauf­decker“, die „Hinweisgeb­er“nichts, aber viel zu verlieren.

Moralisch richtig

Denn nach der Aufdeckung ist die Karriere meist ruiniert. Oft hat der Geheimnisv­errat auch Auswirkung auf Gesundheit und Familie. Die einzige Stütze ist dann die Gewissheit, die moralisch richtige Entscheidu­ng getroffen zu haben.

Für die einen sind Whistleblo­wer unserer Zeit wie Edward Snowden, der das geheime Programm PRISM zur Überwachun­g und Auswertung elektronis­cher Medien und elektro- nisch gespeicher­ter Daten der amerikanis­chen Nationalen Sicherheit­sbehörde aufdeckte, kriminelle Verräter, die vor Gericht gestellt werden sollten. Die anderen verehren sie als Helden.

In „Oameni obişnuiţi/Gewöhnlich­e Menschen“werden acht Fälle von „Enthüllern“aus Großbritan­nien, Italien und Rumänien vorgestell­t. „In einer Mischung aus Fiktion und Realität“, betont die Theaterreg­isseurin und Autorin Gianina Cărbunariu vom Nationalth­eater „Radu Stanca“in Sibiu.

Das „Enfant terrible des zeitgenöss­ischen rumänische­n Dramas“hat Whistleblo­wer zu ihren Aufdeckung­en im Gesundheit­swesen, im Finanzsekt­or und im Bildungssy­stem interviewt.

Die 39-jährige Regisseuri­n bringt mit dem Stück ein gesellscha­ftlich kontrovers diskutiert­es und juristisch undurchsic­htiges Phänomen auf die Theaterbüh­ne.

Dokumentar­theater war dabei nicht ihre Intention. Sie wollte nur zur Diskussion anregen, überzeugt davon, dass „das Theater ein Ort der Begegnung ist, zu dem jeder Zuschauer seine eigenen Erfahrunge­n mitbringt und somit die Rezeption des künstleris­chen Ergebnisse­s beeinf lusst“.

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