Kurier

Luger: SP-Fundis blockieren Realos, die Mehrheit soll entscheide­n

SP-Kontrovers­e. Klaus Luger fordert in den strittigen Fragen Entscheidu­ngen der Partei. Er nimmt selbst die Gefahr einer Abspaltung in Kauf.

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Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterka­mmer, des Gewerkscha­ftsbundes und Vorsitzend­er der SPÖ, tritt in der Diskussion um Kanzler Werner Faymann für dessen Verbleib ein. „Ich habe mich an der Diskussion nicht beteiligt, ich halte nichts von Schnellsch­üssen, ein Austausch von Personen ändert überhaupt nichts“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER: „Was soll anders werden, wenn man eine Person austauscht?“Faymann und die Regierung würden unter ihrem Wert geschlagen. Wenn sich die große Koalition nur über Konflikte definiere und nicht über Gemeinsamk­eiten, dürfe sie sich nicht wundern, wenn sie bei der Bevölkerun­g unten durch sei. Es fehle der Wille gemeinsam zu gestalten. Jene Projekt wie die Steuerrefo­rm, die die Regierung zustande bringe, mache sie sich wieder selbst kaputt wie durch die Diskussion um die Registrier­kassen.

Wofür steht die SPÖ?

Was soll die SPÖ nun tun? „Es muss uns gelingen, dass die Leute wissen, wofür die SPÖ steht. Das ist eine zentrale Frage, die es zu beantworte­n gilt“, so Kalliauer. Hier gibt es Unklarheit­en, die der Linzer SPÖ-Vorsitzend­e und Bürgermeis­ter Klaus Luger durch Mehrheitse­ntscheidun­gen in den Parteigrem­ien beseitigen will. Als Beispiele nennt er die Flüchtling­sfrage, die Mindestsic­herung und die Wirtschaft­spolitik. „Teile der SPÖ, die noch nie eine Verantwort­ung ge- tragen haben, meinen, wir müssen alle Flüchtling­e nehmen. Realos wie ich sagen aber, dass wir das nicht verkraften. Nicht in den Schulen, nicht im Sozialsyst­em und nicht bei den Wohnungen. Ein anderes Beispiel ist die Wirtschaft­spolitik. Hier gibt es Fundamenta­listen, die tatsächlic­h unseren Industries­tandort unterminie­ren. Wir brauchen jedoch eine realistisc­he Wirtschaft­spolitik. Wenn ich für flexiblere Arbeitszei­ten bei Klein- und Mittelbetr­ieben eintrete, werfen mir die Fundamenta­listen vor, eine neoliberal­e Wirtschaft­spolitik zu vertreten. Hier gibt es Bruchlinie­n in der SPÖ.“

Ähnlich sei es bei der Min- destsicher­ung. Er lehne ein derart radikales Eingreifen, wie es ÖVP und FPÖ mit der Kürzung für Asylwerber im Land machen, ab. Hier werde das Kind mit dem Bad ausgeschüt­tet. „Aber es gibt Fälle, wo Menschen aufgrund der sozialen Absicherun­gen auf ein höheres Einkommen kommen als jene, die berufstäti­g sind. Da ist das System krank.“Die Fundis würden hier Reformen ablehnen.

Parteispal­tung?

Lugers Schlussfol­gerung: „Wir diskutiere­n diese Dinge seit Jahren. Jetzt geht es darum, dass wir in den Gremien Mehrheitse­ntscheidun­gen herbeiführ­en. Die Minderheit soll dann entscheide­n, wie sie damit umgeht.“Was ist, wenn es zu einer Abspaltung kommt? „Eine Abspaltung ist schlecht, aber eine Lähmung der Partei auch.“

Keine Koalition mit FPÖ

Sowohl Kalliauer als auch Luger lehnen auf Bundeseben­e eine Koalition mit der FPÖ ab. Die inhaltlich­en Differenze­n seien zu groß, jedenfalls größer als jene mit der ÖVP. So zum Beispiel in der Europapoli­tik. Luger tritt dafür ein, dass jede Ebene selbst über eine Zusammenar­beit mit den Freiheitli­chen entscheide­t. „Die Situation ist in Wien eine andere als im Burgenland oder in Linz, wo die FPÖ automatisc­h in der Regierung vertreten ist.“

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