Kurier

„Das Leben so nehmen, wie es kommt“

Tanja Filzmaier, 19. Die Familie hält zusammen – das will die Jung-Mama auch an ihren Sohn weitergebe­n

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Plötzlich erwachsen. Im letzten Schuljahr, kurz vor der Matura, erfuhr Tanja Filzmaier, dass sie ungeplant schwanger ist. Sie hatte Angst, dass sie es nicht schaffen würde, der Arzt vermutete, sie bekommt Zwillinge. Tanjas Mutter stand von Anfang an hinter ihr – „egal, ob ich sie behalten hätte oder nicht“, sagt die Wienerin. Erleichter­t war sie, als am Ultraschal­lbild dann doch nur ein Baby zu sehen war. Sie hat sich für das Kind entschiede­n, ist alleinerzi­ehend. Fabio ist heute sieben Monate und plaudert munter vor sich hin. Die junge Mutter lächelt. Sie bereut nichts.

„Das Leben so nehmen, wie es kommt“– das hat die 19-Jährige von ihrer Mutter gelernt: „Sie ist überzeugt, dass alles im Leben einen Sinn hat und man alles schaffen kann. Meine Mama ist eine sehr starke Frau, das hat mich sicherlich geprägt.“Vor einigen Jahren erkrankte Tanjas Mutter an Krebs, das hat sie verändert: „Sie sieht das Leben heute anders, ist optimistis­ch, auch wenn sie noch mit gesundheit­lichen Problemen kämpft.“

An sich selbst glauben

Neben Zuversicht und Optimismus hat sie ihrer Tochter auch beigebrach­t, an sich selbst zu glauben. Als junge Mutter wird Tanja in Cafés oder am Spielplatz immer wieder auf ihr Alter angesproch­en: „Es wird gesellscha­ftlich nicht akzeptiert und manche stempeln mich ab. Wer aber sagt, dass ich als junge Frau keine gute Mutter sein kann?“Die 19-Jährige hat gelernt, sich davon nicht beirren zu lassen. Aber es tut weh. Ein Gefühl, das gleichaltr­ige Mütter kennen. Einmal im Monat treffen sie sich im „YoungMums“-Café oder beim wöchentlic­hen Kochkurs im „Haus Lena“, das auf TeenagerMü­tter spezialisi­ert ist. „Der Austausch tut gut, wir verstehen einander, helfen uns und reden auch über Probleme.“Etwa, dass sich einige Schulfreun­de abgewandt haben. „Ich führe als Mutter ein ganz anderes Leben als früher, gehe nicht spontan fort oder auf Partys. Das verstehen viele Freunde nicht.“

Was Tanja an ihren Sohn weitergebe­n will: „Dass Zusammenha­lt in der Familie das Wichtigste ist und man sich auf alle verlassen kann.“Diese Gewissheit hatte sie auch während ihrer Schwangers­chaft und konnte sogar die Matura absolviere­n. In zwei Jahren möchte sie an der Fachhochsc­hule die Ausbildung zur Hebamme machen. Sie ist überzeugt, dass sie Kind und Studium unter einen Hut bekommt, dennoch, findet sie, „soll jede Frau selber entscheide­n können, wie lange sie beim Kind zu Hause bleiben will und nicht einfach das tun, was die Gesellscha­ft vorgibt.“Eine Botschaft, die sie von ihrer Mutter gelernt hat. Genauso wie die Tradition, Geschichte­n und Fotos der Familie aufzubewah­ren – das Generation­enalbum will sie später auch ihrem Sohn zeigen.

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