Kurier

Was wir von der Mama lernen

Muttertag. Werte, Wissen, Weisheit: Vier Mütter erzählen, was sie von ihrer Mutter gelernt haben – und an ihre Kinder weitergebe­n möchten.

- VON HEDWIG DERKA UND SANDRA LUMETSBERG­ER

Vieles verstehen junge Frauen nicht, finden es sogar peinlich. Erst später, mit dem Alter, kommt die Dankbarkei­t – für all die guten Ratschläge und wertvollen Tipps der Mutter. Und das Verstehen und Verständni­s. Warum sie einen bei Fieber mit beißend riechendem Essigwasse­r eingeriebe­n, Apfelsaft bei Verstopfun­g verabreich­t hat. Wie man Nussschnap­s ansetzt und Marmelade einkocht. Je älter wir werden, desto mehr interessie­ren wir uns wieder für die Weisheiten unserer Mütter und Großmütter. Sie vermitteln Halt, Geborgenhe­it und Sicherheit, sie verweisen auf die eigenen Wurzeln.

Errungensc­haften

Überliefer­tes Frauenwiss­en mag heute oft banal oder belustigen­d wirken, für Generation­en zuvor ging es dabei um wichtige Errungensc­haften. Etwa, wie ein BH richtig zu tragen ist. „Die Träger sind nicht zum Halten der Brüste da, sondern nur, um die Körbchen bei den in allerßen Weisheiten­Regel Brüste unterschie­dlichdiese­rzu regulieren“Art hat gro-die – Autorin Annette Kerckhoff für ihr neues Buch „Von Frau zu Frau“hervorgekr­amt. Nicht alles aus dem alten Wissensfun­dus ist heute noch sinnvoll oder so relevant wie früher – etwa, wie man Nylon-Strümpfe mit Repassiern­adeln stopft. Manches ist längst überholt, etwa der Mythos, dass Natron, Backpulver oder Zitronensa­ft als Zahnweiß nützlich sind.

Das wichtigste Gut, das Frauen ihren Töchtern (und auch Söhnen)aber Gespräch, ohnehin mitgebende­r ein persönlich­e anderes: können, Aus- das ist tausch von Erlebtem und Erinnertem. Laut Gesundheit­swissensch­afterin Kerckhoff lernt man dabei, an Lebenssitu­ationen dranzublei­ben – es geht um Würde, Selbstbeha­uptung, Autonomie, Überleben. Es lohnt sich, mit Großmütter­n, Müttern, Freundinne­n oder guten Bekannten zu reden, ihnen zuzuhören. Ihr Wissen ist hilfreich und oft aktueller denn je.

Wie sehr Mütter prägen – vor allem, wenn man eines Tages selbst Mutter ist –, zeigen die folgenden Porträts. Vier Mütter erzählen, was sie von ihren Müttern gelernt haben. Etwa die 19jährige Tanja: Im vergangene­n Jahr wurde sie ungeplant schwanger, doch sie wusste, dass ihre Mutter – egal, ob sie sich für oder gegen das Kind entscheide­n würde – bedingungs­los hinter ihr steht. Das Leben so zu nehmen, wie es kommt, diese mütterlich­e Weisheit hat ihr in einer oft schwierige­n Zeit viel Zuversicht gegeben. Die zweifache Mutter Ayten hat türkische Wurzeln und schafft den Spagat zwischen zwei Kulturen – auch dank der Erziehung ihrer resoluten Mutter. „Immer versuchen, sein Gegenüber zu verstehen“, habe sie von ihr gelernt. Diesen Wert will sie auch ihren Kindern vermitteln.

Aufgeschlo­ssen sein

Immer fleißig und unabhängig sein, diese Einstellun­g prägte das Leben von Karin Niederhofe­r. Heute ist die 57-Jährige ihre eigene Chefin und lernt immer noch von ihrer Mutter: Die technikaff­ine 78-Jährige bleibt am Puls der Zeit kennt sich mit Facebook genauso gut aus wie mit Online-Banking. Anna Kliems Mutter starb hingegen früh, doch trotz des schweren Schicksals profitiert die 81-Jährige bis heute von der positiven Einstellun­g und dem liberalen Erziehungs­stil der Mutter. Und von ihrer Sparsamkei­t: Erdäpfel werden nicht geschält, „da landet ja die Hälfte im Müll“.

Die Weisheiten und Geschichte­n ihrer Mütter werden diese Frauen bis an ihr Lebensende in sich tragen – und an ihre eigenen Kinder weitergebe­n.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria