Was wir von der Mama lernen
Muttertag. Werte, Wissen, Weisheit: Vier Mütter erzählen, was sie von ihrer Mutter gelernt haben – und an ihre Kinder weitergeben möchten.
Vieles verstehen junge Frauen nicht, finden es sogar peinlich. Erst später, mit dem Alter, kommt die Dankbarkeit – für all die guten Ratschläge und wertvollen Tipps der Mutter. Und das Verstehen und Verständnis. Warum sie einen bei Fieber mit beißend riechendem Essigwasser eingerieben, Apfelsaft bei Verstopfung verabreicht hat. Wie man Nussschnaps ansetzt und Marmelade einkocht. Je älter wir werden, desto mehr interessieren wir uns wieder für die Weisheiten unserer Mütter und Großmütter. Sie vermitteln Halt, Geborgenheit und Sicherheit, sie verweisen auf die eigenen Wurzeln.
Errungenschaften
Überliefertes Frauenwissen mag heute oft banal oder belustigend wirken, für Generationen zuvor ging es dabei um wichtige Errungenschaften. Etwa, wie ein BH richtig zu tragen ist. „Die Träger sind nicht zum Halten der Brüste da, sondern nur, um die Körbchen bei den in allerßen WeisheitenRegel Brüste unterschiedlichdieserzu regulieren“Art hat gro-die – Autorin Annette Kerckhoff für ihr neues Buch „Von Frau zu Frau“hervorgekramt. Nicht alles aus dem alten Wissensfundus ist heute noch sinnvoll oder so relevant wie früher – etwa, wie man Nylon-Strümpfe mit Repassiernadeln stopft. Manches ist längst überholt, etwa der Mythos, dass Natron, Backpulver oder Zitronensaft als Zahnweiß nützlich sind.
Das wichtigste Gut, das Frauen ihren Töchtern (und auch Söhnen)aber Gespräch, ohnehin mitgebender ein persönliche anderes: können, Aus- das ist tausch von Erlebtem und Erinnertem. Laut Gesundheitswissenschafterin Kerckhoff lernt man dabei, an Lebenssituationen dranzubleiben – es geht um Würde, Selbstbehauptung, Autonomie, Überleben. Es lohnt sich, mit Großmüttern, Müttern, Freundinnen oder guten Bekannten zu reden, ihnen zuzuhören. Ihr Wissen ist hilfreich und oft aktueller denn je.
Wie sehr Mütter prägen – vor allem, wenn man eines Tages selbst Mutter ist –, zeigen die folgenden Porträts. Vier Mütter erzählen, was sie von ihren Müttern gelernt haben. Etwa die 19jährige Tanja: Im vergangenen Jahr wurde sie ungeplant schwanger, doch sie wusste, dass ihre Mutter – egal, ob sie sich für oder gegen das Kind entscheiden würde – bedingungslos hinter ihr steht. Das Leben so zu nehmen, wie es kommt, diese mütterliche Weisheit hat ihr in einer oft schwierigen Zeit viel Zuversicht gegeben. Die zweifache Mutter Ayten hat türkische Wurzeln und schafft den Spagat zwischen zwei Kulturen – auch dank der Erziehung ihrer resoluten Mutter. „Immer versuchen, sein Gegenüber zu verstehen“, habe sie von ihr gelernt. Diesen Wert will sie auch ihren Kindern vermitteln.
Aufgeschlossen sein
Immer fleißig und unabhängig sein, diese Einstellung prägte das Leben von Karin Niederhofer. Heute ist die 57-Jährige ihre eigene Chefin und lernt immer noch von ihrer Mutter: Die technikaffine 78-Jährige bleibt am Puls der Zeit kennt sich mit Facebook genauso gut aus wie mit Online-Banking. Anna Kliems Mutter starb hingegen früh, doch trotz des schweren Schicksals profitiert die 81-Jährige bis heute von der positiven Einstellung und dem liberalen Erziehungsstil der Mutter. Und von ihrer Sparsamkeit: Erdäpfel werden nicht geschält, „da landet ja die Hälfte im Müll“.
Die Weisheiten und Geschichten ihrer Mütter werden diese Frauen bis an ihr Lebensende in sich tragen – und an ihre eigenen Kinder weitergeben.