Bryan Adams widersetzt sich KULTUR 25
Der Kanadier, am 31. Mai in Wien, beugte sich nicht der Plattenfirma – und macht mit „Get up“Mut.
„Wenn ich untergehe, dann gehe ich als Rocker unter. Ihr könnt mir nicht sagen, was ich zu tun und zu spielen habe“, singt Bryan Adams in „Go Down Rockin’“, einem der Songs seines jüngsten Albums „Get Up“.
Adressiert ist der an seine Plattenfirma und seinen Manager. „Sie wollten, dass ich ein Cover-Album mache“, erzählt er im Gespräch mit dem KURIER. „Aber ich dachte, nein, das will ich eigentlich nicht, und schrieb als direkte Reaktion darauf diesen Song.“
Hymnen
„Go Down Rockin’“ist eine von 29 schnörkellosen Hymnen zwischen Rock und Pop, die Adams in seine „Get Up“Show eingebaut hat. Am 31. Mai tritt er damit auch in der Wiener Stadthalle auf. Und obwohl der gebürtige Kanadier seinen Fans nie etwas schuldig bleibt, immer alle Hits von „Summer Of ’69“ bis zu „(Everything I Do) I Do It For You“im Programm hat, wirkt dieser neue Song wie das Motto der Tour.
Denn mit 56 Lebens- und mehr als 30 Karriere-Jahren hat Adams auf der Bühne nichts von der mitreißenden Leidenschaft und Energie eingebüßt, die er mit Mitte Zwanzig ausgestrahlt hat.
Ausgebrannt
Das war allerdings nicht immer so: „Ich hatte in den 80erJahren eine Zeit, da war ich ein Jahr oder sogar eineinhalb Jahre am Stück auf Tournee. Und dazwischen war ich im Studio für das nächste Album. Nachdem ich das sechs Jahre lang so praktiziert hatte, war ich ausgebrannt. Deshalb mache ich es jetzt anders: Ich gehe jedes Monat für zehn Tage auf Tour, bin dann aber für zwei Wochen zu Hause und kann andere Dinge tun.“Zu Hause ist für Adams mittlerweile London, wo er sich in Chelsea drei kleine Häuser gekauft und sie zu einem zusammen- und umbauen ließ.
Die anderen Dinge, die er gern tut: fotografieren. Einstmals ein Hobby, ist die Arbeit mit der Kamera für ihn längst zu einem zweiten Job geworden. Er fotografiert für Modemagazine oder lichtet Musiker-Kollegen (darunter die von ihm verehrte Österreicherin Soap&Skin) für Promotion-Fotos von Plattenfirmen ab. Am beeindruckendsten war aber die Serie von Porträts von im Krieg verwundeten Soldaten, die er 2013 in dem Buch „Wounded: The Legacy Of War“zusammengefasst hat.
Diese zweite Karriere, sagt Adams, habe ihn nach dem Burn-out wieder zur Musik zurückgeführt: „Ich habe mir jetzt mit den Tour-Pausen eine Struktur geschaffen, wo ich eine Balance zwischen Musiker-Leben und anderen Dingen habe. Deshalb liebe ich die Auftritte jetzt mehr denn je.“