Kurier

Britische Banken verlieren EU-Pass

Einschränk­ungen. EU-Bankenaufs­icht dürfte abgezogen werden / Nachteile bei Auftragsve­rgaben

- – JAN

Der Austritt der Briten aus der EU könnte für die britischen Banken schwerwieg­endere Nachteile haben als bisher erwartet. Denn das Londoner Finanzzent­rum dürfte nach dem Brexit, meint zumindest der französisc­he Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau, ihren sogenannte­n EU-Pass verlieren. Damit würden die in London beheimatet­en Banken ihren bisher ungehinder­ten Zugang zu den EU-Kapitalmär­kten einbüßen. Denn mit der EU verlasse Großbritan­nien auch den Gemeinsame­n Markt.

Zwar gibt es derzeit eine Ausnahme von dieser Regelung: Norwegen ist nicht EUMitglied, die Banken haben trotzdem ungehinder­ten Zugang zu den EU-Finanzsyst­emen. Norwegen halte aber, argumentie­rt der Notenbank-Chef, als Mitglied des europäisch­en Wirtschaft­sraums alle EU-Regeln ein. Villeroy in Richtung Briten: „Es wäre schon etwas paradox, die EU zu verlassen und gleichzeit­ig alle EU-Regeln anzuwenden.“Der Verlust des EU-Passes für die Banken wird laut Experten auch deren Absiedlung aus London beschleuni­gen.

Auch EU-Einrichtun­gen werden die Briten verlieren. So müsse die europäisch­e Bankenaufs­icht EBA, fordert der Fraktionsc­hef der Konservati­ven im EU-Parlament, Manfred Weber, so rasch wie möglich aus London abgezogen werden.

Vergaberec­ht

Die britische Wirtschaft leidet nach Ansicht von Experten am meisten unter dem Brexit. Aber auch auf die anderen EU-Länder wird sich der britische Alleingang negativ auswirken. Als Erstes erwartet die Agentur Kovar & Partner Verschlech­terungen beim freien Personenve­rkehr und bei der Vergabe von Aufträgen.

Bei der Personenfr­eizügigkei­t dürfte es sehr rasch Änderungen geben, weil die liberale EU-Regelung das Hauptargum­ent der AustrittBe­fürworter gewesen war. Daher dürften, erwartet die Agentur, bald Einschränk­ungen der Niederlass­ungsfreihe­it erlassen werden.

Eine rasche Änderung könnte es im Vergaberec­ht geben. Da die Austritts-Fans mit protektion­istischen Tendenzen für den Brexit geworben hatten, erwarten Experten, dass EU-weite Ausschreib­ungen rasch gekippt werden könnten.

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