Kurier

Spaniern droht eine Verlängeru­ng des Patt

Neuwahlen. Die Konservati­ven von Premier Rajoy bleiben Erste und gewinnen dazu. Die Regierungs­bildung bleibt aber auch nach dem zweiten Urnengang schwierig.

- VON

Viele Spanier leiden unter den Wirtschaft­sreformen der konservati­ven Regierung von Premier Mariano Rajoy; die Arbeitslos­igkeit beträgt nach acht harten Krisenjahr­en noch immer 22 Prozent. Und die Wut über das Versagen der Parlaments­parteien, seit den Wahlen 2015 eine Regierungs­koalition zustande zu bringen, war am Sonntag überall spür- und hörbar. 32 Prozent der Wähler boykottier­ten den Urnengang. Die Wähler, die gestern zum zweiten Mal binnen eines halben Jahres zu den Wahlurnen gerufen worden, veränderte­n die Machtverhä­ltnisse aber kaum.

Unregierba­rkeit

Die Konservati­ven (PP) von Premier Mariano Rajoy behaupten klar den ersten Platz. Sie kommen auf 137 Mandate (+14). Von einer absoluten Mehrheit, also 176 Mandate, war die PP aber weit entfernt. Bisher wollte niemand mit Rajoy eine Koalition ein- gehen. Damit droht der viertgrößt­en Volkswirts­chaft der Euro-Zone die Unregierba­rkeit. Schon zuvor titelte El Mundo: „Der Überdruss der Bürger, die Drohung der Unregierba­rkeit und der Schock des Brexit prägen die zweite Wahl innerhalb von sechs Monaten.“

Die Sozialiste­n (PSOE) von Pedro Sanchez konnten entgegen aller Erwartunge­n mit 85 Sitzen (–5) ihren zweiten Platz behaupten. Die linke Wahlallian­z Unidos Podemos (Zusammen schaffen wir es) von Jungstar Pablo Iglesias blieb mit 71 Sitzen gleich.

Eine stabile Linkskoali­tion geht sich nicht aus. Abgesehen davon lehnen ohnehin weite Teile der PSOE ein Bündnis mit Iglesias, den sie als Linkspopul­isten kritisiere­n, ab. PSOE schloss allerdings auch eine große Koalition mit Rajoys PP aus. Sanchez hatte den Wählern versproche­n, Rajoy abzulösen und einen Wandel einzuleite­n. Eine große Koalition würde als Verrat gesehen. PSOE fürchtet darüber hinaus, in einer großen Koalition unterzugeh­en.

An vierter Stelle rangiert die liberale Ciudadanos, die mit 32 Sitzen (–8) Verluste einstecken musste. Sie wollte aber auch nicht mit Rajoy zusammenge­hen.

Es bleibt also bei der Pattsituat­ion im Land, sollte nicht doch ein Umdenken einsetzen – oder führende Politiker das Feld verlassen würden, um die Lage zu verändern.

Was, wenn ein drittes Mal gewählt werden müss- te? „Noch denkt der Wähler an die Zukunft, aber dritte Wahlen, ja, das wäre ein Desaster“, sagt Iñigo Errejón, hinter Iglesias die Nummer zwei von Unidos Podemos.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria