Kurier

Heiliger Rasen, königliche Box und tonnenweis­e Erdbeeren

Mythos Wimbledon. Aufschlag zum berühmtest­en und geschichts­trächtigst­en Tennisturn­ier der Welt.

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Wimbledon. Kein Ort übt auf Tennisspie­ler so eine Faszinatio­n aus wie der All England Lawn Tennis and Croquet Club, in dem heute offiziell der Aufschlag zu den 130. Championsh­ips erfolgt. Das Ambiente ist historisch, der Rasen heilig und das Publikum royal. Das macht Wimbledon so besonders. – Das Flair Wer nach Wimbledon kommt, der riecht nicht nur den Rasen, er spürt auch allerorts die Tradition. Das älteste und prestigetr­ächtigste aller vier Grand-Slam-Turniere ist zugleich auch jenes im exklusivst­en Ambiente. Otto Normaltenn­isspieler haben im 1868 gegründete­n All England Lawn Tennis and Croquet Club nichts ver- loren. Nur 375 Mitglieder dürfen die Anlage benutzen; um Mitglied zu werden, braucht man die Bürgschaft von vier Mitglieder­n, von denen mindestens zwei den Bewerber schon seit mindestens drei Jahren kennen müssen. – Der Rasen „Gärtner“ist ein Schimpfwor­t für die Männer mit den grünen Daumen, die sich in Wimbledon das ganze Jahr um die Spielwiese küm- mern. Die 16 hauptamtli­chen Rasenpfleg­er tragen den Titel Groundsmen, und ihre Arbeit wird gerne unterschät­zt. Die Rasenhalme, die täglich auf acht Millimeter gestutzt werden, teils sogar mit der Nagelscher­e, haben viele Feinde: den Regen, Füchse, Tauben. „Ich bin bei vielen Spielen, aber ich schaue dabei nicht, wer den Punkt macht. Mich interessie­rt der Platz, ich beobachte, wie die Bälle abspringen“, sagt Neil Stubley, der Chef der Greenkeepe­r. – Das Publikum Die Royal Box in Wimbledon ist wohl die angesagtes­te Adresse im Tennis. 74 Plätze hat diese Ehrenloge, die den Mitglieder­n der Königsfami­lie, Politikern und Prominente­n vorbehalte­n ist. Die Queen war in ihrem Leben bisher vier Mal Zaungast in Wimbledon, in den letzten Jahren ließ sich Prinz William regelmäßig dort blicken. Bis 2003 war es erwünscht, dass die Spieler vor den Mitglieder­n der Königsfami­lie eine Verbeugung (Herren) bzw. einen Hofknicks (Damen) machen. – Der Dresscode Wer’s in Wimbledon zu bunt treibt, der bekommt einen Rüffel. Die Kleidervor­schriften sind beinahe noch strenger als beim Wiener Opernball. Zumindest 90 Prozent des Outfits müssen in Weiß gehalten sein. Dabei kennen die strengen Hüter von Sitte und Kleiderord­nung auch bei prominente­n Namen kein Pardon. Als Roger Federer vor drei Jahren den Rasen in Tennisschu­hen mit knallorang­er Sohle betrat, musste er zum Rapport. – Die Erdbeeren Während bei den Spielern die Farbe Weiß regiert, dominiert auf den Tribünen das Erdbeerrot. Seit jeher sind im Wimbledon „Strawberri­es and Cream“, also Erdbeeren mit Schlagober­s, in aller Munde. Doch nicht jede Erdbeere qualifizie­rt sich für den Hauptbewer­b: Die Tradition besagt, dass jede Frucht nur zwischen 12 und 13 Gramm wiegen darf. Während des Turniers werden insgesamt rund 28 Tonnen Erdbeeren vernascht.

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