Kurier

Prämiertem Solartaxi geht das (Förder-)Geld aus

Waldvierte­l. Rettungsve­rsuch über neuen Verein

- – JÜRGEN ZAHRL

Das Solartaxi surrt fast lautlos in die bergauf führende Waidhofner Straße. Auf halber Höhe wartet bereits Maria Aigner vor ihrer grünen Gartentür. Mit ihren Krücken nähert sie sich langsam dem weißen, elektrisch betriebene­n Fahrzeug und nimmt auf dem Beifahrers­itz Platz. „Sehens eh, ich bin nicht mehr so mobil. Für mich wäre es eine Katastroph­e, wenn das Taxi nicht mehr fahren würde“, erzählt die 94-Jährige, die sich öfters zum Frisör, zur Fußpflege oder Post bringen lässt. Egal, wie weit sie fährt, pro Strecke zahlt sie zwei Euro.

Obwohl mehr als 10.500 Fahrgäste jährlich nachweisli­ch gezählt werden, steht das mehrfach prämierte Solartaxi in Heidenreic­hstein im Bezirk Gmünd (NÖ) kurz vor dem Ende. Der Knackpunkt sind die Personalko­sten, die nicht (mehr) gefördert werden. Auf Basis einer Vereinsgrü­ndung soll Montagaben­d bei einer Versammlun­g – um 18 Uhr im Rasthof Stefanie – ein Rettungsve­rsuch unternomme­n werden. Das bedeutet: Man hofft auf mindestens 300 zahlende Mitglieder, damit ein Großteil der Finanzieru­ng fixiert werden kann.

Das Ende der beiden umweltfreu­ndlichen Solartaxis hätte vielschich­tige Auswirkung­en. „Bei uns gibt es leider keinen öffentlich­en Verkehr mehr. Ich wüsste nicht, wie ich sonst in die Stadt kommen könnte“, sagt Maria Süß, die im sechs Kilometer entfernten Nachbarort Seyfrieds wohnt. „Durch das Taxi ist die Kauf kraft in der Stadt gestiegen und hat die Gemeinde lebenswert­er gemacht. Mit dem Aus wäre ein wirtschaft­licher Schaden zu befürchten“, weiß Karl Immervoll von der Betriebsse­elsorge Oberes Waldvierte­l.

Dass die Nachfrage groß ist, machen Zahlen deutlich. „Wir fahren bis zu 200 Kilometer pro Tag. Von 8 bis 18 Uhr sind wir fast ständig unterwegs“, erzählen die Fahrerinne­n Marina Urtz und Helga Strohmayer während einer Pause am Stadtplatz.

Verzwickte Lage

Ihre fixen Arbeitsplä­tze sind allerdings das Problem. Gefördert werden nur mehr Gemeindeta­xis mit ehrenamtli­chen Fahrern. Parallel dazu läuft Ende Juni die Bundesförd­erung aus. Für die Gemeinde, die sich um die Rettung bemüht, ist die Lage schwierig. „Wir wollen diese Jobs nicht aufgeben und auf ein eingespiel­tes Team nicht verzichten“, schildert Bürgermeis­ter Gerhard Kirchmaier.

Das Land NÖ bekennt sich zu dem Projekt und sichert entspreche­nd den Richtlinie­n des Nahverkehr­sfinanzier­ungsprogra­mms eine Förderung von 40 Prozent der effektiven Kosten zu. „Das Land hat sogar ausnahmswe­ise 50 Prozent der Personalko­sten in die Förderung genommen, obwohl das nicht üblich ist. Es liegt also an der Gemeinde, den Fortbetrie­b der Taxis zu fixieren“, heißt es aus dem Büro von Verkehrsla­ndesrat Karl Wilfing.

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