Kurier

„Deutschlan­d sucht den Superstar“für Streber: Wettlesen in Klagenfurt

- – THOMAS TRENKLER

Rap-Elemente „Das dreißigste Jahr“, wie ein großartige­r Erzählband von Ingeborg Bachmann heißt, hat Stefanie Sargnagel gerade hinter sich. Und vor einem Jahr meinte die Autorin, dass die „Tage der deutschspr­achigen Literatur“in Klagenfurt, also das Wettlesen um den Bachmann-Preis, „wie ,Deutschlan­d sucht den Superstar‘ für Streber“sei. Doch dann wurde das pointiert formuliere­nde Rotkäppche­n, geborene Sprengnage­l, von zwei Juroren gefragt, ob es nicht teilnehmen wolle. Die TrashPoeti­n wollte. Denn: „Das lasse ich mir schon nicht entgehen, wenn ich da 25.000 Euro gewinnen kann.“

Mit dem Schreiben eines längeren Textes habe sie Mühe gehabt, ließ die Meisterin der Miniatur wissen. Der Anfang sei „extrem schlecht“, aber „der Rest ist voll in Ordnung.“Wie die „Kultautori­n“, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert, ihre Rolle in die Hochkultur sieht? „Solange ich gewisse Freiheiten hab, ist es mir egal, wie ich wahrgenomm­en werde. Ich hab auch ein paar Rap-Elemente drinnen und es macht mehr Spaß, bei so einem ernsten Event so was vorzulesen.“

Das seit 1976 stattfinde­nde Wettlesen beginnt heuer am 29. Juni um 20.30 Uhr: Burkhard Spinnen, von 2008 bis 2014 Juryvorsit­zender, hält eine „Klagenfurt­er Rede zur Literatur“, danach wird unter den 14 Teilnehmer­n die Startreihe­nfolge gelost. Die Lesungen finden von 30. Juni bis 2. Juli jeweils ab 10 Uhr im

Theater statt, der gesamte Bewerb wird von live übertragen. Neben dem Bachmann-Preis werden der Kelag-Preis (10.000 Euro) und der 3sat-Preis (7500 Euro) vergeben. Die Zuhörer entscheide­n über den BKSBank-Publikumsp­reis (7000 Euro). Die Verleihung findet am 3. Juli um 11 Uhr statt.

Acht Nationen

Das „Teilnehmer­feld“ist so breit gestreut wie noch nie. Aus Israel stammt Tomer Gardi; Sharon Dodua Otoo wurde in London geboren und lebt in Berlin, der Kölner Selim Özdogan wird als Türke geführt. Die Französin Sylvie Schenk, Jahrgang 1944, ist die mit Abstand älteste Teilnehmer­in. Aus Deutschlan­d kommen Ada Dorian, Isabel- le Lehn, Sascha Macht, Jan Snela, Astrid Sozio und Julia Wolf. Dieter Zwicky ist der einzige Schweizer im Bewerb, er tritt nach 2007 zum zweiten Mal an. Und alle heimischen Hoffnungen ruhen auf Sargnagel; Österreich­Bezüge haben aber auch Marko Dinic, ein in Salzburg lebender Wiener mit serbischem Pass, und Bastian Schneider, der sich mittlerwei­le „mehr als Wiener denn als deutscher Autor“fühlt.

Das Rahmenprog­ramm für das 40. Wettlesen ist reichhalti­g: Im Robert-MusilLiter­atur-Museum ist bis 25. November die Ausstellun­g „Heinz Bachmann: Ingeborg – Wie ich Rom sah“zu sehen. Gezeigt werden erstmals Teile einer Foto-Serie, die Bachmann 1962 in Rom von seiner Schwester gemacht hat.

Am 1. Juli, 19.30 Uhr, redet Kathrin Röggla im MusilHaus über ihren Zugang zu Bachmann. Am gleichen Tag wird in der Theaterhal­le 11 ein „szenisches Doppelport­rät“von Maxi Blaha uraufgefüh­rt: „Es gibt mich nur im Spiegelbil­d“verschränk­t zu Ehren des 90. Geburtstag­s von Ingeborg Bachmann – er war am 25. Juni – und des 70. Geburtstag­s von Elfriede Jelinek (am 20. Oktober) Texte der beiden Autorinnen. Die Collage, die von Martina Gredler in Szene gesetzt und vom Musiker Simon Raab begleitet wird, ist am 25. 9. auch im Theatermus­eum in Wien zu sehen.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria