Kurier

Götz George 1938–2016

Nachruf. Der Schauspiel­er, der jahrzehnte­lang den „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski spielte, ist tot. Scheiße.

- VON

Er spielte keinen Kommissar mit strengem Scheitel . Er war nie neunmalklu­g, er sagte oft „Scheiße“, was die älteren Zuschauer schwer irritierte. Er trug einen abgewetzte­n Parka und schlug über die Strenge. Er agierte im Ruhrgebiet, genau genommen in Duisburg, das damals, in den 1980er Jahren noch eine ziemlich herabgekom­mene Gegend gewesen sein muss. Er hatte kein Team, aber in den legendären „Tatort“-Folgen einen Partner namens Christian Thanner. Und dieser musste ihm, dem Helden, mitunter Einhalt gebieten. Denn Kommissar Horst Schminansk­i hielt sich nicht immer, wenn es darum ging, Verbrecher zu überführen, an das Gesetz.

Bereits beigesetzt

Eberhard Feik, der den Thanner verkörpert hatte, starb 1994. Nun ist ihm Raubein Götz George, der in 32 Jahren insgesamt 48 Mal in die Rolle des Schimanski geschlüpft war, gefolgt. Und zwar, wie seine Agentin am späten Sonntagabe­nd mitteilte, bereits vor einer Woche, am 19. Juni, nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren: „Götz George hat sich eine Verabschie­dung im engsten Kreis gewünscht.“

George, geboren am 23. Juli 1938 in Berlin, entstammte einer Schauspiel­erfamilie. Sein Vater Heinrich George nannte ihn nach seiner Lieblingsr­olle, dem Götz von Berliching­en. 1950 debütierte Götz George am Berliner Hebbel-Theater, 1953 bekam er neben Romy Schneider seine erste kleine Filmrolle in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Im selben Jahr spielte er erstmals, wie später noch oft, an der Seite seiner Mutter Berta Drews – in Shakespear­es „Richard III.“. Die entscheide­nde Ausbildung erhielt er jedoch in der Zeit von 1958 bis 1963: Auf Anraten der Mutter spiel- te er am Deutschen Theater in Göttingen unter der Leitung von Heinz Hilpert. Nach dessen Tod schloss er sich nie wieder einem festen Ensemble an, er stand aber regelmäßig bei Tourneen auf der Bühne. 1981 zum Beispiel starb er Dantons Tod bei den Salzburger Festspiele­n.

Hart im Nehmen

Bekannt geworden war Götz George mit den Karl-MayVerfilm­ungen (ab 1962 mit „Der Schatz im Silbersee begann“). Er absolviert­e seine Stunts alle selbst, auch in seiner Hauptrolle als Sheriff in „Sie nannten ihn Gringo“. In den 1970er Jahren wirkte er in vielen Fernsehpro­duktionen mit, darunter in „Der Kommissar“, „Derrick“und „Der Alte“. In den 1990er Jahren, nach den Schimanski„Tatort“-Folgen des WDR, spielte er in „Der Sandmann“den vermeintli­chen Mörder und Literaten Henry Kupfer. In „Die Bubi-Scholz-Story“legte George das Trauma eines gealterten Boxers bloß.

In „Der Totmacher“war er der Serienmörd­er Fritz Haarmann, was ihm den Darsteller­preis der Filmfestsp­iele Venedig einbrachte. In „Nichts als die Wahrheit“übernahm er die Rolle des NS-Arztes und Massenmörd­ers Josef Mengele. Er spielte auch einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer („Mein Vater“), einen Taschendie­b („Das Trio“) und einen blinden Klavierleh­rer („Der Novemberma­nn“), einen Öko-Aktivisten („Lüg weiter, Liebling“) und einen todgeweiht­en Staatsanwa­lt („Nacht ohne Morgen“).

Komödianti­sch angelegt waren seine Rollen in Filmen von Helmut Dietl, darunter als Hamburger Reporter Hermann Willié in „Schtonk!“und in „Rossini“.

2015 stand er dann zum letzten Mal vor der Kamera – im ARD-Krimi-Drama „Böse Wetter“als Bergbau-Baron. Ein Ausstrahlu­ngstermin für den Film steht – laut dpa – noch nicht fest.

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