Gewerkschaft lehnt Personalautonomie ab
Widerstand. „Vorschlag ist nicht praktikabel“
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid will künftig den Schulen die volle Autonomie überantworten – damit auch eine personelle Autonomie. Jeder Schulstandort, konkret die Schulleitung, soll sich selbst aussuchen können, wer an der Schule unterrichten soll – und wer nicht. Der Vorschlag ist im Einvernehmen mit dem Koalitionspartner ÖVP erfolgt. Die Lehrergewerk- schaft kündigt allerdings Widerstand an: Der Vorschlag sei praktisch nicht umsetzbar, wenn 125.000 Lehrer an über 5300 Schulstandorten in ganz Österreich sich ihren Arbeitgeber selber aussuchen müssen. Praktikabel wäre etwa ein Dreiervorschlag, aus dem die Schulleiter auswählen können, erklärt Gewerkschaftschef Paul Kimberger.
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid will den Schulleitern volle Personalautonomie überantworten. Wie sie im KURIER am Sonntag erklärte, will sie noch im Herbst ein entsprechendes Gesetz vorlegen. „Weil für ein Gelingen ist wesentlich, dass die Lehrerteams gut miteinander arbeiten können und die Pädagogen zum Schwerpunkt passen“, so die Ministerin gegenüber dem KURIER.
Aufseiten der ÖVP ist Hammerschmids Gegenüber in der Regierung, Staatssekretär Harald Mahrer, „im Einvernehmen“mit der Ministerin. Jetzt geht es an die konkrete Abstimmung der erforderlichen Gesetze.
Der Gewerkschaft behagt das alles wenig. „Wenn jeder der 5732 Schul-Standorte eigene Lehrer-Auswahlverfahren machen soll, denn die Auswahlkriterien müssen ja objektivierbar sein, um Willkür zu vermeiden, halte ich das für logistisch und organisatorisch nicht machbar. Wir würden dann erst im Dezember mit der Schule beginnen können“, lehnt Paul Kimberger, Chef der Lehrergewerkschaft, das Ansinnen der Ministerin ab. „Ein Lehrer müsste sich ja an mehreren Standorten bewerben. Wird er dann an einer Schule genommen, muss er den anderen Schulen absagen, und die müssen schauen, woher sie Ersatz bekommen“, begründet Kimberger seine Skepsis im Bezug auf ein Schulsystem mit derzeit rund 125.000 Pädagogen. „Das wird nicht funktionieren und ist unrealistisch.“Machbarer wäre ein Dreier-Vorschlag, aus der die Direktoren dann auswählen können.
In Wien lobt Bildungs-Stadträtin Sandra Frauenberger den Vorstoß: „Wenn Schulen durch höhere Autonomie stärker pädagogische Schwerpunkte anbieten können, ist es auch sinnvoll, dass Direktoren auf die Zusammensetzung von Teams Einfluss nehmen. Aber ganz ohne eine zentrale Organisation kann ich mir das aber auch in Zukunft nicht vorstellen.“