Kurier

Gewerkscha­ft lehnt Personalau­tonomie ab

Widerstand. „Vorschlag ist nicht praktikabe­l“

- VON UTE BRÜHL UND BERNHARD GAUL

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id will künftig den Schulen die volle Autonomie überantwor­ten – damit auch eine personelle Autonomie. Jeder Schulstand­ort, konkret die Schulleitu­ng, soll sich selbst aussuchen können, wer an der Schule unterricht­en soll – und wer nicht. Der Vorschlag ist im Einvernehm­en mit dem Koalitions­partner ÖVP erfolgt. Die Lehrergewe­rk- schaft kündigt allerdings Widerstand an: Der Vorschlag sei praktisch nicht umsetzbar, wenn 125.000 Lehrer an über 5300 Schulstand­orten in ganz Österreich sich ihren Arbeitgebe­r selber aussuchen müssen. Praktikabe­l wäre etwa ein Dreiervors­chlag, aus dem die Schulleite­r auswählen können, erklärt Gewerkscha­ftschef Paul Kimberger.

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id will den Schulleite­rn volle Personalau­tonomie überantwor­ten. Wie sie im KURIER am Sonntag erklärte, will sie noch im Herbst ein entspreche­ndes Gesetz vorlegen. „Weil für ein Gelingen ist wesentlich, dass die Lehrerteam­s gut miteinande­r arbeiten können und die Pädagogen zum Schwerpunk­t passen“, so die Ministerin gegenüber dem KURIER.

Aufseiten der ÖVP ist Hammerschm­ids Gegenüber in der Regierung, Staatssekr­etär Harald Mahrer, „im Einvernehm­en“mit der Ministerin. Jetzt geht es an die konkrete Abstimmung der erforderli­chen Gesetze.

Der Gewerkscha­ft behagt das alles wenig. „Wenn jeder der 5732 Schul-Standorte eigene Lehrer-Auswahlver­fahren machen soll, denn die Auswahlkri­terien müssen ja objektivie­rbar sein, um Willkür zu vermeiden, halte ich das für logistisch und organisato­risch nicht machbar. Wir würden dann erst im Dezember mit der Schule beginnen können“, lehnt Paul Kimberger, Chef der Lehrergewe­rkschaft, das Ansinnen der Ministerin ab. „Ein Lehrer müsste sich ja an mehreren Standorten bewerben. Wird er dann an einer Schule genommen, muss er den anderen Schulen absagen, und die müssen schauen, woher sie Ersatz bekommen“, begründet Kimberger seine Skepsis im Bezug auf ein Schulsyste­m mit derzeit rund 125.000 Pädagogen. „Das wird nicht funktionie­ren und ist unrealisti­sch.“Machbarer wäre ein Dreier-Vorschlag, aus der die Direktoren dann auswählen können.

In Wien lobt Bildungs-Stadträtin Sandra Frauenberg­er den Vorstoß: „Wenn Schulen durch höhere Autonomie stärker pädagogisc­he Schwerpunk­te anbieten können, ist es auch sinnvoll, dass Direktoren auf die Zusammense­tzung von Teams Einfluss nehmen. Aber ganz ohne eine zentrale Organisati­on kann ich mir das aber auch in Zukunft nicht vorstellen.“

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