Kurier

Zweitgrößt­er Hacker-Angriff des Jahres

Bei der Cyber-Attacke auf den Wiener Flughafen sollte das EDV-System lahmgelegt werden

- VON UND

Der Cyber-Angriff auf den Wiener Flughafen war eine sogenannte DoS-Attacke. Das bestätigte Peter Gridling, Chef des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g, demKURIER. Bei diesen Angriffen werden – vereinfach­t ausgedrück­t – Zigtausend­e fremde Computer unbemerkt per Fernsteuer­ung übernommen, die dann als sogenannte­s Botnet mit gleichzeit­igen Daueranfra­gen ein EDV-System überlasten – bis es schließlic­h zusammenbr­icht.

Bei solchen DoS-Attacken geht es nicht darum, irgendwelc­he Daten (etwa von Passagiere­n) abzugreife­n – Hauptzweck ist, die Computer des Opfers auf diese Weise in die Knie zu zwingen. Die Folge wären hier wohl gröbere Flugausfäl­le gewesen.

Viele Verdächtig­e

Herauszufi­nden, wer hinter solchen Attacken steckt, ist „sehr mühsam“, betont Gridling. Tatsächlic­h gibt es verschiede­nste Gruppen und Gruppierun­gen, die sich solcher Methoden bedienen. Der Kreis der möglichen Verdächtig­en reicht von Hackern, die mit einem erfolgreic­hen Angriff Gleichgesi­nnten imponieren möchten, über Kriminelle, die Lösegeld erpressen wollen, bis hin zu verschiede­nsten Geheimdien­sten mit politische­n Motiven. Sogar als eine Art virtueller Protest wurde diese Methode bereits eingesetzt.

Einen noch größeren Angriff gab es in Österreich heuer nur am 1. Februar auf den Mobilfunke­r A1. Mehrere Datendiens­te wurden stundenlan­g in Mitleidens­chaft gezogen. Dabei handelt es sich um einen Erpressung­sversuch, wie erst rund einen Monat später bekannt wurde. In einem Erpressers­chreiben wurden damals von Österreich­s größtem Provider zunächst 100.000 Euro in der InternetWä­hrung Bitcoin verlangt; die Forderunge­n wurden dann in den folgenden Stunden um das Mehrfache erhöht. Erst als die Erpresser erkannten, dass die Techniker imstande waren, den DoS-Angriff komplett abzuwehren, gaben sie ihr Unterfange­n auf.

Das Datum des Angriffs auf A 1 war offenbar sehr gut ausgewählt, es handelte sich um den ersten Tag der Semesterfe­rien. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Techniker auf dem Weg in den Urlaub. Es war offenbar Teil einer konzentrie­rten Aktion auf mehrere Unternehme­n in ganz Europa.

China, Indien, Irak

In beiden Fällen, bei A1 im Februar und nun am vergangene­n Freitag beim Flughafen Schwechat, wurden Computer in zahlreiche­n Ländern gekapert und als Angreifer eingesetzt. Mehr als ein Viertel der angreifend­en Botnetze befinden sich bei solchen An- griffen in China, Indien und dem Irak. Wer am Ende an jenem Computer sitzt, der dem Netzwerk den eigentlich­en Befehl zum Losschlage­n gibt, ist meist nicht mehr herauszufi­nden. Grundsätzl­ich gilt: Je mehr fremde Computer eingesetzt werden, desto höher ist die Chance auf Erfolg.

Eine Möglichkei­t, diese Angriffe abzufangen, ist – bei einem erhöhten Auftreten von Anfragen – diese auf andere Server umzuleiten. Bei A1 gelang das offenbar nur eingeschrä­nkt, beim Flughafen war dies möglich. Deshalb konnte ein größerer Schaden verhindert werden.

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