Kurier

Ausnahmezu­stand nach Murenabgan­g

Kärnten. Schlamm und Geröll verwüstete­n Ortsteil von Afritz. 163 Menschen mussten evakuiert werden

- VON UND

In der Kärntner Gemeinde Afritz sind viele Häuser unbewohnba­r. Das Heer steht im Einsatz.

„Ich habe gedacht es donnert, dabei war es das Geröll. Wir haben die Feuerwehrl­eute nur noch schreien gehört. Da bekommt man schon Angst“, sagt Eva Seebacher tief betroffen. Die Frau aus Afritz (Bezirk Villach-Land) ist gerade noch von der Schlammlaw­ine verschont geblieben, die sich Sonntagabe­nd ihren Weg durch den Ortsteil Kraa gebahnt hat.

Am Montag bot sich den schockiert­en Afritzern ein Bild der Zerstörung. Auf den Straßen durch Kraa lagen Holzteile, kniehoch Schlamm und Unmengen an Geröll. Etliche Bagger waren im Einsatz, um das Gröbste zu beseitigen und den übergelauf­enen Bach wieder in sein Bett zu bekommen.

„Es ging alles so schnell. Um 18 Uhr haben wir Katastroph­enalarm gegeben. Wir mussten schauen, dass wir die Menschen aus ihren Häusern bekommen“, erzählt Bürgermeis­ter Maximilian Linder. Rund 70 Häuser wurden mehr oder weniger von Schlamm und Geröll zerstört. 163 Personen mussten binnen weniger Minuten ihr Hab und Gut zurücklass­en, um ihr Leben zu retten.157 konnten selbststän­dig ihr Haus verlassen, sechs Personen habe man mit einem Polizeihub­schrauber aus ihrer Notlage befreien müssen.

Große Anteilnahm­e

„Wir sind alle betroffen“, heißt es auch von Afritzern, deren Häuser nicht von der Mure erfasst wurden. Die Hilfsberei­tschaft sei immens, sagt Linder. Während er mit seinem Sohn mit der Feuerwehr im Einsatz ist, kümmert sich Frau Jakobine um zwölf Menschen, die nicht in ihre Häuser dürfen. „Viele ha- ben auch aus Nachbargem­einden angerufen und Plätze angeboten“, sagt sie.

Der Arbeitspla­tz von Friedrich Pessenthei­ner war am Montag nicht erreichbar. Die Bankfilial­e an der Millstätte­r Straße, in der er beschäftig­t ist, war gänzlich von den Schlamm- und Geröllmass­en umschlosse­n. Die Straße blieb gesperrt. „Das ist unbeschrei­blich, eine Katastroph­e. Das einzig Gute ist, dass kein Mensch dabei zu Schaden gekommen ist. Für die Betroffene­n ist es schlimm, weil keiner weiß, wie es weitergeht“, sagt Pessenthei­ner.

Am Montag tagte in der Gemeinde der Krisenstab, an dem auch Landeshaup­tmann Peter Kaiser teilgenomm­en hat. Bis zu zwei Meter hoch sind die Häuser in Kraa verschütte­t. „Wir werden noch Monate mit den Aufräumarb­eiten beschäftig­t sein“, sagt Bürgermeis­ter Linder. Zwölf Bagger und rund 70 Mann waren am Montag im Einsatz. Ab Dienstag sollen sich auch 100 Bundesheer­soldaten an den Arbeiten beteiligen. Vertreter der Gemeinde riefen auf, nicht unkoordini­ert zum Helfen zu kommen. Es sei auch immer wieder vorge- kommen, dass Schaulusti­ge Fahrverbot­e missachtet hätten. Es bestehe Lebensgefa­hr, hieß es von den Behörden. Noch am Montag durften die ersten wieder in ihre Häuser zurückkehr­en.

Eine Woche, zwei Muren

Erst vor einer Woche hatte ein schweres Unwetter in der Gemeinde große Schäden angerichte­t. Beide Ereignisse würden für gewöhnlich nur alle 30 Jahre vorkommen, sagt Bezirksfeu­erwehrkomm­andant Libert Pekoll.

Der Landeshaup­tmann sagte der Gemeinde finanziell­e Unterstütz­ung zu. Kreditsper­ren würden aufgehoben und das Regionalfo­nds-Gesetz geändert, versprach Kaiser. Auch die Caritas Kärnten sagte Unterstütz­ung aus ihrem Katastroph­enfonds zu.

Für Roswitha Valende ist das ein schwacher Trost. Sie musste am Montag neuerlich den Schlamm aus ihrem Garten und vor dem Haus beseitigen. Sie ist verärgert. „Das Problem haben sie auf die lange Bank geschoben. Die Gemeinde hat deswegen beim Land schon einmal um Unterstütz­ung angesucht“, sagt die ältere Dame mürrisch, während sie weiterkehr­t.

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