Mitterlehner holt einen „Routinier“als ÖVP-Wahlkampfmanager
Personalumbau. Mit Werner Amon wird ein Kenner der Partei Generalsekretär. Mögliches Problem: Sein Verhältnis zum Klubchef Reinhold Lopatka
Er sei „genau das, was wir jetzt brauchen“, mit 47 im richtigen Alter und zudem „ein politischer Vollprofi, der von 0 auf 100 einsteigen kann“: ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner entriert den neuen schwarzen Generalsekretär und Mediensprecher mit großen Worten und einem steten Lächeln. Doch vorerst kommt Werner Amon nicht zu Wort.
Mitterlehner nutzt die Gelegenheit nach dem sonntäglichen Bundesparteivorstand und der Bundesparteileitung, um die Positionen der ÖVP in puncto Mindestsicherung (Deckelung 1500 Euro), Deregulierung („Staat lass nach“) und Asyl-Notverordnung zu bekräftigen. Erst nach rund 15 Minuten darf auch der Neue sprechen, Werner Amon.
Anfangs und insbesondere darüber, dass er sich „auf die spannende Aufgabe in einer nicht weniger spannenden Zeit“und über die „Vorschusslorbeeren“freue. Vorgänger Peter McDonald, der laut eigenen Angaben „nach fast einem Jahr als Generalsekretär erkennen muss, dass ich nicht schnell genug weiterkomme“, gehe in die Privatwirtschaft und habe ihm „ ein gut geführtes Haus“übergeben. Der Neo-Generalsekretär betont zudem, dass er „ausreichend Zeit“gehabt habe nachzudenken, ob er den neuen Job annehmen werde.
So weit die offizielle Lesart der Demission McDonalds, der erst im Oktober des Vorjahres von Mitterlehner per- sönlich geholt wurde. Insider wissen aus dem Bundesparteivorstand anderes zu berichten: Amon sei eher kurzfristig gebeten worden, den Posten zu übernehmen. Und er habe in der nämlichen Sitzung sinngemäß so zugesagt: Der ÖVP dürfe als Partei nicht passieren, was beim Fußball-Nationalteam der Fall sei, nämlich: Dass das Land voll sei von Trainern, die wissen, wie man’s besser macht – aber keiner tue wirklich etwas.
Uneins, so geht die Kunde, war man sich kurzfristig darüber, ob Amons neue Macht-Position nicht ein anderes partei-internes Verhältnis belasten könnte.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Amon und sein Klubchef und Landsmann Reinhold Lopatka nicht die dicksten Freunde sind. Zuletzt soll sich zwischen den beiden bei der Suche nach einem VP-genehmen Nachfolger für Rechnungshofchef Moser gekracht haben. Im kleinen Kreis stellt Amon entsprechende Dissonanzen in Abrede und gibt sich professionell-pragmatisch: Jeder habe in der ÖVP eine Rolle zu spielen, und es gebe eine klare Aufgabenteilung zwischen ihm als Partei-Manager und denjenigen, die sich um die Regierungs- und die Parlamentsarbeit kümmern. Auf Amon könnte eher früher als später eine neue große Herausforderung zukommen: Der Generalsekretär ist in der ÖVP auch der wichtigste Wahlkampfmanager.