Kurier

AfD und FPÖ: Was die „neuen Volksparte­ien“eint

Parallelen. Experten sehen viele Überschnei­dungen der Protestpar­teien und sagen ihnen aussichtsr­eiche Zukunft voraus

- – CHRISTOPH MÖDLHAMER – EVELYN PETERNEL

„Die Richtung stimmt!“, schreibt HC Strache am Sonntagabe­nd auf seiner Facebook-Seite. Der Adressat seiner Glückwünsc­he: die AfD, die gerade einen fulminante­n Wahlsieg in Mecklenbur­g-Vorpommern eingefahre­n hat – Platz zwei vor der CDU, ein Ergebnis mit Symbolchar­akter, das nicht zu Unrecht an den Aufstieg der FPÖ in den 1990ern erinnert.

„Der Vergleich ist durchaus zulässig“, sagt der Politologe Reinhard Heinisch von der Uni Salzburg. „Die AfD erfüllt im deutschen Parteiensy­stem dieselbe Rolle wie die FPÖ im österreich­ischen.“Zwar gebe es Unterschie­de in der inhaltlich­en Ausprägung – die AfD sieht sich als rechts- konservati­v, die FPÖ ist sozialpoli­tisch teils links orientiert –, was aber eint, ist ihr Status als Stimme des Protests und als „neue Volksparte­i“. Nicht nur die Abgehängte­n, wie es lange hieß, wählen die beiden Parteien, „die AfD-Wähler kommen aus allen sozialen Schichten“, sagt Heinisch; und wie bei der FPÖ zieht die AfD Wähler von allen übrigen Parteien ab. Zudem sei die „Alternativ­e“auch für Nichtwähle­r interessan­t, sagt der deutsche Politologe Sebastian Friedrich von der an der Uni Duisburg. „Sie ist Repräsenta­nt für eine grundlegen­de Unzufriede­nheit mit der parlamenta­rischen Demokratie“– Angela Merkels Flüchtling­spolitik sei da nur ein Auf hänger. Hätte es ein anderes Thema gegeben, das so polarisier­t, wäre die AfD auch damit groß geworden.

Sichtbar ist das daran, dass die AfD in Mecklenbur­gVorpommer­n einen Wahlkampf geführt hat, der sich auf die Migrations­politik fokussiert hat, obwohl dort auf 1,6 Millionen Einwohner nur 22.000 Flüchtling­e kommen. „Populistis­che Parteien sind sehr gut darin, abstrakte Bedrohunge­n heraufzube­schwören“, sagt Heinisch, der dies mit dem alten Begriff des „Antisemiti­smus ohne Juden“vergleicht. Für Friedrich ist die logische Konsequenz, dass sich die AfD, ähnlich wie die FPÖ, auch auf an- dere Themen verlagern wird – derzeit habe man ja bereits den Islam im Fokus.

Verschwind­en werde die AfD nicht so bald, lautet Friedrichs Prognose. Eher wird sie, wie die FPÖ, zu einer festen Größe im Parteiensy­stem wachsen, zumal sie ja – wie ihr österreich­isches Pendant – be- wusst eigene Medien bedient und ein „rechtes Projekt“, eine Art soziale Bewegung in Gang gesetzt hat. „Scheitern kann die AfD nur an sich selbst“, sagt er – auch das hätte die FPÖ ihr mit Knittelfel­d schon mal vorgemacht.

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Zwei, die gut miteinande­r können: Die Parteichef­s HC Strache und Frauke Petry kooperiere­n über die Grenze hinweg

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