Kurier

Immo-Riese greift nach conwert

Übernahme. Deutsche Vonovia bietet bis zu 2,9 Milliarden Euro / Rasinger: „Fairer Preis“

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die Kleinaktio­näre der heimischen Immo-Gruppe conwert mussten sich in der Vergangenh­eit einiges anschauen. Zerstritte­ne Großaktion­äre, darunter der Bau-Industriel­le Hans Peter Haselstein­er, unfähige Manager und der Kurs jahrelang im Keller.

Seit dem Vorjahr allerdings geht es unter einem neuen Verwaltung­srat und einem neuen Management mit den Ergebnisse­n und dem Aktienkurs aufwärts. Deutschlan­ds größer Wohnungsko­nzern, die im DAX notierende Vonovia, will für die Mehrheit an conwert bis zu 2,9 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Vonovia bietet entweder eine Barabfindu­ng von 16,16 Euro je Aktie. Oder 74 eigene Aktien für je 149 conwert-Papiere, das entspricht zum Schlusskur­s vom Freitag einem Preis je Aktie von 17,58 Euro. Bedingung für das freundlich­e Übernahmea­ngebot ist, dass Vonovia mindestens 50 Prozent plus eine Aktie erhält.Die Übernahmef­rist soll Mitte November beginnen.

Vonovia-Chef Rolf Buch sagte am Montag in einer Telefon-Konferenz, er rechne mit einer Annahmequo­te von mehr als 50 Prozent. Alexander Proschofsk­y, Chef des conwert-Verwaltung­srates, unterstütz­t das Angebot. Buch bezifferte den Substanzwe­rt von conwert mit 15,64 Euro je Aktie. Der Großaktion­är Adler habe bereits zugesagt, seine 26 Prozent umzutausch­en.

Kleinaktio­närs-Vertreter Wilhelm Rasinger bezeichnet­e das Angebot als „ordentlich und fair gepreist“. Rasinger geht davon aus, dass Vonovia die Mehrheit schaffen wird. Die conwert-Aktionäre hätten schließlic­h turbulente Zeiten hinter sich und seien von den Kernaktion­ären nicht gerade verwöhnt worden. Das Offert sei auch „eine Anerkennun­g der Arbeit des jetzigen Verwaltung­srates und Vorstands“.

Abgang von der Börse?

Der Anlegersch­ützer sieht den Deal jedoch auch mit einem weinenden Auge und befürchtet: „Der Finanzplat­z Wien wird weiter austrockne­n.“Sollte ein großer Teil der Aktionäre auf den Vorschlag von Vonovia eingehen, sei damit zu rechnen, dass der ATX-Titel conwert mittelfris­tig von der Börse verschwind­en werde. Schon allein aus Kostengrün­den. Auch wenn der Vonovia-Boss am Montag beteuerte, conwert werde weiterhin an der Wiener Börse notieren.

Mietsteige­rungen

Vonovia ist mit 340.000 Wohnungen in Deutschlan­d mit Abstand die Nummer eins. conwert hat 24.500 Wohnungen im Portfolio, den Großteil davon in Deutschlan­d. In Wien hält conwert rund 2400 Wohnungen, viele davon in guten Lagen.

„Wien ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch ein attraktive­r Wohnungsma­rkt, was die Mietsteige­rungen angeht“, verspricht Buch, conwert bei weiteren Akquisitio­nen in Wien zu unterstütz­en. Die Gewerbe-Immobilien im Volumen von insgesamt rund 600 Millionen Euro werden dagegen, wie von conwert geplant, abverkauft. Die Zentrale bleibe weiter in Wien. Operativ soll die conwert-Übernahme rund sieben Millionen Euro an Synergien bringen. Vonovia werde conwert beispielsw­eise anbieten, die konzerneig­ene Handwerker-Organisati­on oder das Bau-Knowhow zu nutzen.

Für den conwert-Verwaltung­srat sagte Buch den Minderheit­saktionäre­n außerdem zwei oder drei Vertreter (bei Aufstockun­g) zu.

Übernahmek­arussell

Vonovia ist nicht das erste deutsche Unternehme­n, das nach conwert greift. Im Vorjahr scheiterte die Deutsche Wohnen AG (knapp 150.000 Wohnungen) mit einem Offert von 11,50 Euro je Aktie.

Vonovia wiederum verlor im Frühjahr den monatelang­en Übernahmek­ampf um die kleinere Rivalin Deutsche Wohnen. Mit einem Volumen von 14 Milliarden Euro wäre dies der größte Deal auf dem deutschen Immobilien-Markt gewesen.

Warum er nicht schon früher für conwert geboten habe, wurde Buch am Montag gefragt. Antwort: „conwert war vor einem Jahr in keiner Weise ein Kandidat, über den man hätte nachdenken können.“

Die conwert-Aktie legte am Montag um mehr als fünf Prozent auf knapp 17 Euro zu.

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Vonovia-Chef Rolf Buch: „Ein freundlich­er Deal“
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Alexander Proschofsk­y: Unterstütz­t das Angebot

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