Kurier

„Afrika braucht keine Almosen, sondern Zugang zu Finanzieru­ng“

Gegen die Flucht. Ein Marshallpl­an für Afrika könnte die massenhaft­e Abwanderun­g der Jugend stoppen.

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Fünf hundert Millionen Afrikaner leben in Armut: Das ist gut die Hälfte der Einwohner des Kontinents. Keine Bildung, kein Zugang zu Krediten, keine Aussicht auf Besserung. „Nichts wie weg“lautet für viele junge Afrikaner denn auch die Devise.

Wirtschaft­svertreter aus Österreich und Afrika versuchten am Montag beim Business & Developmen­t-Forum in der Wirtschaft­skammer einen anderen Ausweg zu finden. „Ein MarshallPl­an, nicht den gleichen wie ihn Europa nach dem Krieg bekommen hat, sondern einen, der Infrastruk­tur und Bildung finanziert“, fordert WKO-Präsident Christoph Leitl. „Den brauchen wir drin- gend. Wir hätten ihn schon vor 50 Jahren gebraucht“, stimmt Ghazi Jomaa, Tunesiens Botschafte­r in Österreich, zu. Projekte gebe es genug, Finanzieru­ngen fehlten, betonte er mit Verweis auf Pläne für Bahnstreck­en von Port Sudan nach Dakar oder den Ausbau der Nil-Schifffahr­t.

An Krediten mangelt es auch im Kleinen. Die Hälfte der arbeitende­n Bevölkerun­g Afrikas ist „informell tätig“– ohne jegliche soziale Absicherun­g. Sie haben keine Chance, einen Kredit zu bekommen, um sich etwa selbststän­dig einen Lebensunte­rhalt aufzubauen. „Diese Menschen brauchen keine Almosen, sie brauchen Zugang zu Krediten“, ist Abze Djigma, überzeugt. Die Prinzessin aus Mali versucht selbst, etwas beizutrage­n. Sie hat ein Solarunter­nehmen aufgebaut. AbzeSolar produziert günstige Solar-betriebene Elektroger­äte unter dem Label „MamaLights“.

„Für mich heißt das: Wir erzeugen Licht, damit Studenten am Abend lernen können; damit Frauen elektrisch kochen können; damit kleine Betriebe billige Energie haben“, erklärt Abze . Und WKO-Präsi- dent Leitl pflichtet ihr bei: „Billige Energie ist zentral für die Entwicklun­g Afrikas“. Auch Österreich trage dazu bei: Energy Globe hat spezielle, solar-betriebene Lampen entwickelt, die Licht in eine Million afrikanisc­he Haushalte bringen sollen.

Agrar-Probleme

Afrika werde von den Konzernen dieser Welt als billiger Rohstoffli­eferant gesehen. „Aber niemand sieht, die vielen motivierte­n Menschen“, beklagt Amita Misra, UNIDODirek­torin des Regionalpr­ogramms für Afrika. Die meisten Afrikaner arbeiten in der Landwirtsc­haft. „Der Sektor ist wenig produktiv. Aber auch hier fehlt das Geld für Modernisie­rung“, sagt sie. Ein UN-Bericht über BioLandwir­tschaft in Afrika bestätigt dies: Seit 2002 haben sich die Bio-Agrarexpor­te aus Ostafrika zwar auf 35 Millionen Dollar versiebenf­acht. Doch in jüngster Zeit sei kaum Wachstum mehr möglich: Der Zugang zu Finanzieru­ng sei restriktiv geworden.

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