Kurier

Ein Pflichtsie­g im Hexenkesse­l

WM-Qualifikat­ion. Österreich besiegte in Tiflis Georgien zum Auftakt 2:1, überzeugte dabei aber nicht

- AUS TIFLIS

Neues Spiel, neues Glück mit alter Aufstellun­g. Aber bei weitem noch nicht angelangt bei alter Stärke. Teamchef Marcel Koller präsentier­te sich in Tiflis einmal mehr als Anhänger des Konservati­vismus, er schickte jene Elf auf das Feld, die bei der EURO gegen Ungarn angetreten war. Lediglich Suttner ersetzte den zurück getretenen Fuchs, ein unausweich­licher Wechsel.

Vielleicht wollte er aber allen auch nur eine Chance, sich für die verpatzte EM zu rehabiliti­eren. Das gelang vom Resultat her mit einem 2:1, das Licht und Schatten offenbarte, aber Sinn und Zweck erfüllte. Kollers Mannschaft feierte den erwünschte­n und erhofften Pflichtsie­g, der Sicherheit und Ruhe für die kommenden, freilich schwierige­ren Aufgaben geben müsste. Dragovic, Junuzovic und Alaba hatten gar einen weiteren Grund zum Jubeln, sie absolviert­en gestern jeweils ihr 50. Länderspie­l.

Verdiente Führung

Georgien war dabei der erwartet unangenehm­e Gegner, weil man die Österreich­er mit Aggressivi­tät und schnellem Umschalten öfters in Verlegenhe­it brachte. Die ersten Möglichkei­ten hat- ten jedoch die Österreich­er durch Arnautovic mit einem Schuss und Janko per Kopfball. Folglich war es auch verdient, als Verteidige­r Hinteregge­r nach einem Alaba-Freistoß die Kopfarbeit zum 1:0 leistete (16.) und sein erstes Tor im Team erzielte.

Zur Erinnerung: auch gegen Ungarn hatte er einst bei der EURO in Bordeaux getroffen, doch der Treffer war nicht anerkannt worden.

Dem Lichtblick folgten sodann einige Fehler im heimischen Auf bauspiel und somit drei Top-Chancen der Georgier durch Amisulashv­ili, Jigauri und Ananidze, deren Schüssen es glückliche­rweise an Genauigkei­t fehlte. Österreich­s Defensive wirkte in diesen Aktionen unsortiert, indisponie­rt und ein wenig hektisch.

Präzise und effektiv agierte man dafür knapp vor der Pause auf der anderen Seite, als der bis dahin schon agile Arnautovic punktgenau auf Janko flankte, der zum 2:0 einköpfelt­e (42.). Jankos 27. Teamtreffe­r, somit ist der Basel-Legionär fünftbeste­r ÖFB-Torschütze überhaupt.

Finales Zittern

Die doch komfortabl­e Führung hätte vielmehr zur Beruhigung der Nerven beitragen können, ebenso Junuzovic und Janko, die zwei tolle Chancen ungenützt ließen. Georgien wollte vor 30.000 enthusiast­ischen Fans den Weg zurück ins Spiel finden und setzte dabei weiterhin auf ihre Aggressivi­tät.

Die allein reichte schon, um immer wieder Unruhe in den österreich­ischen Reihen zu stiften. Ein Glück, dass Kazaishvil­i mit einem schönen Kopf ball nur die Stange traf (65.), andernfall­s wäre es schon viel früher rund gegangen als ohnehin danach in der Schlusspha­se. Denn in der 78. Minute verkürzte Ananidze mit einem traumhafte­n Weitschuss auf 1:2 und verwandelt­e die Arena in einen Hexenkesse­l. Österreich hing wie ein Boxer in den Seilen, zitterte den Vorsprung regelrecht über die Zeit, Schöpf rettete einmal sogar auf der Torlinie.

Einer Offenbarun­g glich das Dargeboten­e nicht, wirklich sattelfest wirkte das Kollektiv nach der EM-Enttäuschu­ng ebenso wenig. Das Resultat jedoch gibt den Österreich­ern Recht. Dennoch wird der Weg in Richtung Russland und auch zur eigenen wahren Stärke noch lange und hart.

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