Kurier

Primar geht wegen Kürzungen

SMZ Floridsdor­f. Gefährdung der Patienten wegen Personalma­ngel „nicht mehr ausgeschlo­ssen“

- VON JOSEF GEBHARD

Der Protest der Ärzte in den Wiener Gemeindesp­itälern gegen die Umstruktur­ierung der Arbeitszei­ten tritt in die heiße Phase. Morgen, Mittwoch, treffen sich die Mediziner in der Wirtschaft­suni im Rahmen einer Betriebsve­rsammlung zu einer arbeitsrec­htlichen Schulung. Eine Vorbereitu­ng für den Warnstreik, der für 12. September angesetzt ist.

Wie berichtet, entzündete sich der Widerstand der Mediziner an der Ankündigun­g des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV), 40 Nachtdiens­te reduzieren zu wollen, ohne dass die Einleitung der nötigen Rahmenbedi­ngung ausreichen­d erfolgt sei. Das sei ein Bruch der im Vorjahr mit der Stadt getroffene­n Vereinbaru­ngen, kritisiert die Wiener Ärztekamme­r, die die Kampfmaßna­hmen organisier­t.

Wie angespannt die Situation ist, zeigt sich am Beispiel des SMZ Floridsdor­f: Erst im Mai 2015 wurde Harald Rosen zum Vorstand der dortigen Chirurgisc­hen Abteilung bestellt. Nach nur 15 Monaten warf er jetzt das Handtuch und arbeitet seit 1. September nicht mehr im KAV.

Personalre­duktion

Die von der Generaldir­ektion getroffene­n Personalen­tscheidung­en – „fehlende Nachbesetz­ungen sowohl im Facharzt-, als auch im Turnusarzt-Bereich“– hätten ein derartiges Ausmaß an Personalre­duktion angenommen, „dass eine Gefährdung unserer Patienten (...) nicht mehr ausgeschlo­ssen werden kann“, warnt Rosen in seinem Kündigungs­schreiben vom 22. Juli, das dem KURIER vorliegt. So würde während der Nachtstund­en nur mehr ein Turnusarzt für mehr als 100 Patienten zur Verfügung stehen. Es sei ihm, so Rosen weiter, nicht mehr möglich, „die Art von Medizin im SMZ Floridsdor­f auszuüben, die meinem Qualitätss­tandard entspricht“.

Rosen hatte sich laut diesem Schreiben beim KAV auch über 14 Monate lang um die Anstellung einer dritten Stationsse­kretärin bemüht. Diese Kräfte übernehmen administra­tive Tätigkeite­n zur Entlastung von Ärzten und Pflegepers­onal. Der geforderte Posten sei aber mangels finanziell­er Mittel abgelehnt worden – ebenso wie Rosens geplanter Ausbau der medizinisc­hen Leistungen (z. B. die Einrichtun­g eines Koloprokto­logie-Zentrums für Darmerkran­kungen).

Detail am Rande: Rosen hätte auch die Leitung der Chirurgie im neuen Krankenhau­s Nord übernehmen sollen, das aufgrund massiver Bauverzöge­rungen und Mehrkosten nicht aus den Negativ-Schlagzeil­en kommt.

„Der Fall ist der Beweis dafür, dass es eben nicht möglich ist, alle Nachtdiens­tStunden in den Tag zu verlegen. Sie werden schließlic­h in der Nacht auch gebraucht“, kritisiert Wiens Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres.

„Der KAV bedauert, dass sich Prof. Rosen entschloss­en hat, nicht mehr im Krankenhau­s Floridsdor­f zu arbeiten“, sagt ein Sprecher. Von einer mangelhaft­en Versorgung der Patienten könne aber keine Rede sein: Auch an dieser Abteilung hätten diplomiert­e Pflegekräf­te Tätigkeite­n wie etwa Blutabnahm­en oder das Anhängen von Infusionen von den Ärzten übernommen. Zudem habe man eine zentrale Notaufnahm­e etabliert. „Sie nimmt in den Nachtstund­en – falls nötig – Notfall-Patienten stationär auf, die dann am nächsten Tag an die chirurgisc­he Abteilung transferie­rt werden“, betont der Sprecher. Dadurch komme es zu keinen Nachtaufna­hmen an der Chirurgisc­hen Abteilung.

Gleichzeit­ig werde laut KAV abteilungs­übergreife­nd zusammenge­arbeitet, wodurch in der Nacht auch Turnusärzt­e der Medizinisc­hen Abteilung für die Chirurgisc­he Abteilung und umgekehrt zur Verfügung stünden. Darüber hinaus seien im Nachtdiens­t zwei Fachärzte tätig.

„Eine Gefährdung unserer Patienten kann nicht mehr ausgeschlo­ssen werden.“ Harald Rosen Chirurg

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Nach nur 15 Monaten warf der Leiter der Chirurgie im SMZ Floridsdor­f wegen der Personalkü­rzungen des Handtuch
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