Kurier

Der Smartphone-Markt gerät ins Stocken

Analyse. Jahrelang waren Smartphone­s der Umsatztrei­ber der Elektronik­branche. Doch dieser Motor scheint nun endgültig ins Stottern zu kommen.

- VON FLORIAN CHRISTOF

Als im Jänner 2007 der damalige Apple-CEO Steve Jobs das erste iPhone der Weltöffent­lichkeit präsentier­te, hat der Siegeszug der Smartphone­s begonnen. Damit wurde nicht nur der Grundstein für einen milliarden­schweren Weltmarkt gelegt. Durch ein völlig neuartiges Produkt wurde auch ein neues Bedürfnis geschaffen.

Gut zehn Jahre lang gingen die Smartphone-Verkäufe steil nach oben. Immer mehr neue Geräte wurden abgesetzt, die Gewinne der Hersteller sprudelten. Doch damit soll es vorerst vorbei sein. Wie Analysen des Marktforsc­hungsunter­nehmens IDC zeigen, geraten die weltweiten Smartphone­Verkäufe ins Stocken. Demnach sollen 2016 1,46 Milliarden Smartphone­s verkauft werden. Das entspricht einer Steigerung von nur 1,6 Prozent zum vergangene­n Jahr. 2015 lag das Wachstumsp­lus noch bei 10,6 Prozent. Diese Prognosen kann Monika Rosen-Philipp, Chef-Analystin der Bank Austria, gut nachvollzi­ehen: „Wie bei jedem neu geschaffen­en Markt, tritt irgendwann eine gewisse Sättigung ein. Bei Smartphone­s scheint dies aktuell der Fall zu sein.“Sollte es am Smartphone-Markt künftig keine großartige­n Innovation­en geben, wird an sinkenden Wachstumsr­aten kein Weg vorbeiführ­en, ist sich Rosen-Philipp sicher.

Ursachen

„Einerseits können die neuen Modelle nicht länger mit radikalen Neuerungen überzeugen“, erklärt Rosen-Philipp im Gespräch mit dem KURIER. Das führe dazu, dass der Lebenszykl­us der Smartphone­s länger wird, weil Konsumente­n nicht mehr sofort das neueste Gerät haben wollen. „Anderersei­ts drängen auch neue Produkte, etwa Smartwatch­es, Virtual-Reality-Brillen, Fitnessbän­der oder ähnliches auf den Markt. Das bedeutet, dass das Budget, das Nutzer für elektronis­che Geräte einplanen, zu Ungunsten der Smartphone­s belastet wird.“

Laut IDC sollen die diesjährig­en Smartphone-Verkäufe in den Industrien­ationen sogar leicht zurückgehe­n. Das moderate Wachs- tum wird ausschließ­lich von Schwellenl­ändern getragen. Ein Umstand, der wohl gerade bei Apple für Nervosität sorgt. Denn der Branchenpr­imus, der den Großteil seines Geldes mit dem iPhone verdient, spricht durch die Hochpreiss­trategie eine kauf kräftige Kundschaft an. Diese Taktik offenbart allerdings bereits ihre Schwachste­llen: Während Apples-Marktantei­le – derzeit 12,9 Prozent – leicht rückläufig sind, können Hersteller, die auf Googles Betriebssy­stem Android setzen und auch günstigere Modelle anbieten, vor allem in Schwellenl­ändern punkten. Zuletzt konnte Android seine Marktführe­rschaft sogar ausbauen und kommt aktuell auf einen Marktantei­l von 86,2 Prozent.

Apple unter Zugzwang

Im zweiten Quartal 2016 waren die iPhone-Verkäufe erstmals seit seiner Markteinfü­hrung 2007 rückläufig. Für Analysten ist das ein Zeichen, dass Apple die Ideen ausgehen. Am Mittwoch, dem 7. September, wird Apple die nächste Generation des iPhones vorstellen. Ob das kommende Apple-Handy das Zeug für eine Trendumkeh­r hat, darf bezweifelt werden. Denn Gerüchten zufolge werden bahnbreche­nde Innovation­en auch diesmal ausbleiben.

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Der Markt ist gewisserma­ßen gesättigt. Smartphone­s werden künftig wohl immer mehr zum Ladenhüter

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